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Rezension zu
Ein angesehener Mann

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Spannender Kriminalfall in exotischer Umgebung

Von: Monika Caparelli-Hippert
24.01.2022

Wir sind in Kalkutta 1919, im tropischen Moloch Bengalens, und nach dem ersten Weltkrieg liegt das Empire in den letzten Zügen. Die Unabhängigkeitsbewegung Indiens gärt, und zwar von gewaltbereiter als auch gewaltloser Seite – Gandhi und seine Vorreiter grüssen. Aber noch haben die Briten das Sagen, und sie regieren mit harter Hand. Rassismus ist allgegenwärtig, und die Korruption blüht auf allen Ebenen. Captain Sam Wyndham, Kriegsveteran und ohne Bindungen an die alte Heimat England, erreicht die Stadt, und kann auch gleich zu seinem ersten Tatort gehen: ein hochstehender britischer Beamte wurde in einem ärmeren Viertel direkt unter einem Bordell ermordet. Sein Team besteht aus dem weissen Sub Inspektor Digby und dem indischen Inspektor „Surrender-Not“ Bahnerjee, und während die Ermittlungen an Fahrt aufnehmen, bekommt Sam seine ersten Lektionen in Sachen Rassentrennung in Indien. Es gibt eine riesige soziale Kluft zwischen Indern und Briten, arm und reich, und Sam, den seit den Schützengräben in Flandern seine ganz eigenen Dämonen heimsuchen, versucht, seinen Weg durch dieses Dickicht zu finden. Die Story führt den Leser einmal quer durch Kalkutta und Bengalen und durch die zeitgenössische Politik und Gesellschaft. Der Kriminalfall ist eingebettet in die aufstrebenden Unabhängigkeitsbemühungen des Landes, und zeichnet ein sehr gut recherchiertes Bild der damaligen Gesellschaft, mit allen Schattenseiten. Der Roman ist definitiv spannend, gut geplottet, mit sympathischen Charakteren. Ja, sie haben alle so ihre Ecken und Kanten, aber ich mochte Sam und Bahnerjee, und auch Miss Grant, die „Mischlingssekretärin“ (oh weh, oh weh, dass darf man ja so gar nicht mehr ausdrücken – aber vor 100 Jahren, zu Zeiten des Romans, durfte man das durchaus tun) des Opfers. Toughe Frau, die sich trotz des allgegenwertigen Rassismus zu behaupten weiss. Die Lady hat mir gefallen. Der Sprachstil ist flüssig und modern, was mir sehr gefallen hat. Ich habe in einigen Rezensionen gelesen, dass gerade dieser moderne Stil schlecht zu einem Roman passt, der doch vor 100 Jahren spielt, aber ich muss sagen, gerade das mochte ich. Der Autor hat Wortwitz (nicht immer, aber doch des öfteren), und ich fand das Buch klasse zu lesen. Was ich bemerkenswert finde, ist , dass der Autor als Inder einen Roman schreibt, in dem ein Brite aus der Ich-Perspektive schreibt, aber genau das ist ein ziemlich guter Kniff: Sam Wyndham ist eben nicht rassistisch, und kommt als Aussenstehender frisch in Indien an und wird gleich in die herrschende Klasse gesetzt. Sein Blick von aussen auf die Gesellschaft ist sezierend, und so scharf, dass er sich selbst aber auch als Mitwirkenden schonungslos beschreibt. Aber gerade als Neuling im System ist er in der Lage, die Fähigkeiten seines indischen Untergebenen zu erkennen und zu fördern….und das Verlogene seiner britischen Kollegen zu sehen. Fand ich spannend. Ja, zusammengefasst muss ich sagen: Spannender Fall in exotischer Atmosphäre, mit sehr viel Lokalkolorit. Für mich war das einfach stimmig, und ich freue mich auf die weiteren Fälle der Reihe. Die warten auch schon auf meinem eBook-Reader auf mich!

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