Rezension zu
In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter
Ausdrucksstarke Momentaufnahmen
Von: LesereienWakayama Bokusui (1885-1928) ist einer der bedeutendsten Tanka-Dichter Japans. Tanka, was eigentlich “kurzes Lied” oder “Kurzgedicht” bedeutet, durchziehen die japanische Literaturgeschichte. Bokusui reiht sich mit seinem umfangreichen Werk in diese Tradition ein. Unter dem Titel “In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter” ist eine Auswahl seiner Gedichte erschienen. Übersetzt und mit einem informativen Nachwort versehen hat sie Eduard Klopfenstein. Bokusuis Tanka zeichnen sich durch Subjektivität aus, durch persönliche Erfahrungen und Krisen, durch die Wahrnehmung und die Gefühlswelt des Dichters. Das Autobiographische ist in den Gedichten allgegenwärtig. Themen wie Liebe, Familie, Heimat, Tod, Trauer, das Alkoholproblem Bokusuis, aber vor allem auch seine Reisen und seine langen Wanderungen in die Natur prägen die Gedichte. Sie erschaffen Bilder, die Einsamkeit heraufbeschwören, Melancholie und Wehmut, Sehnsucht und Vergänglichkeit. Die innige Beziehung zur und die Ehrfurcht vor der Natur überwiegen dabei. Kiefernwälder, der Berg Fuji, das Meer und die Kirschblüte sind allgegenwärtig. Es sind ausdrucksstarke Bilder, Momentaufnahmen eines Lebens und Porträts von Landschaften, die durch die Verse der Tanka für einen kurzen Augenblick zum Leben erweckt werden. Den Gedichten haftet dabei stets eine Leichtigkeit und Klarheit an sowie eine gewisse Zeitlosigkeit, die den Leser vergessen macht, dass die Gedichte vor einem Jahrhundert geschrieben wurden. Empfohlen werden kann dieser Band jedem Leser, der an Lyrik und Weltliteratur interessiert ist, der nicht nur in eine besondere Gedichtform eintauchen möchte, sondern auch in das Leben von einem der berühmtesten japanischen Dichter.
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