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Rezension zu
Das Dorf und der Tod

Kein Krimi im klassischen Sinn, aber sicher einer der besten Heimatromane – eindrücklich und mitreißend

Von: Lesezauber_Zeilenreise
29.11.2021

Oberbayern, 1921: Vroni, mit 18 Jahren noch nicht volljährig, lässt sich mit Lorenz ein und wird schwanger. Lorenz, einfacher Bäckerssohn, ist nach Ansicht ihrer Eltern, vor allem der Mutter, kein Heiratskandidat für die hochgestellte Fabrikantentochter. Und so darf sie ihn nicht heiraten, obwohl er zu ihr steht und genau das tun möchte. Jung, schwanger, ohne Mann: Vroni wird automatisch zur Dirne, in ihrem kleinen Heimatdorf. Sie wird mehr oder weniger zu Hause in ihr Zimmer gesperrt, bis ihr Baby Franz auf die Welt kommt. Kurz darauf wird sie von den Eltern gezwungen, den bereits 42jährigen Bauern Benedikt zu heiraten und ihr über alles geliebter Sohn Franz wird ihr weggenommen. Vroni zerbricht daran, fügt sich nach einigen Jahren jedoch in ihr Schicksal und funktioniert fortan – von einem glücklichen Leben kann jedoch keinesfalls die Rede sein. Sie bekommt mehrere Kinder von Benedikt, kann denen jedoch keine mütterliche Zuneigung entgegenbringen. Ein Bauernhaus voller Leben, jedoch ohne Liebe. Was der Doppelmord in eben jenem Dorf, so viele Jahrzehnte später damit zu tun hat? Das müsst ihr schon selbst lesen – so viel verrate ich hier nicht. Anfangs las sich die Geschichte ein wenig zäh, ich hatte so meine Probleme. Doch nach einigen Seiten kehrte sich das um – aber sowas von! Vielleicht lag es daran, dass ich meine Erwartungen an einen Krimi zur Seite legte – denn dieses Buch mag viele sein, ein Krimi ist es nicht. Sobald ich das für mich eingeordnet habe, stand dem exzellenten Lesegenuss nichts mehr im Wege. Wir haben es hier mit einem Heimatroman zu tun, der tragisch und dramatisch ist und der durch den außergewöhnlich feinen Schreibstil der Autorin so lebendig und eindrücklich wird, dass es fast weh tut. Wie sie den Mehrfachmord aus dem Jahr 1995 (der einem erstmal gar nicht geläufig ist, sondern den man nur durch kleine eingeschobene Sequenzen in Form von Auszügen aus dem Abschiedsbrief des Mörders/Selbstmörders tröpfchenweise vorgesetzt bekommt) quasi erklärt, wie sie den Leser mit der Dorfgeschichte aus 1921 darauf vorbereitet und die Hintergründe erläutert ist schlicht brillant. Die Schilderungen des Dorflebens, die gesellschaftlichen Zwänge, aber auch das Miteinander, die authentischen Charaktere, die damals nahezu allmächtige Kirche und wie das alles miteinander existiert auch als die Nazizeit ihre Schatten über alles gelegt hat – es ist verblüffend, dass das Lesen über eben dieses kleine Dörfchen und seine Einwohner mich derartig berührt hat und ich völlig in den Bann dieses Buches gezogen wurde. Für mich eine absolute Leseempfehlung, ein Buch, das packt und berührt und erschüttert – sicher auch, weil es auf einer wahren Begebenheit beruht. Von mir gibt es ganz klare 5/5 - auch wenn ich mir wünschen würde, dass das Wort „Kriminalroman“ vom Cover verschwinden würde.

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