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Rezension zu
Todesfuge - Biographie eines Gedichts

Biographie eines Jahrhundertgedichts

Von: Sandra von Siebenthal
29.11.2021

In den Jahren 1944/45 entstand wohl eines der bekanntesten Gedichte deutscher Lyrik: Paul Celans «Todesfuge». Es fand Eingang in zahlreiche Anthologien und Schulbücher, wurde wieder und wieder zitiert und adaptiert. Paul Celan wiederlegte damit Adornos Ausspruch, dass nach Auschwitz keine Gedichte mehr geschrieben werden könnten, er zeigt aber auch, dass solche in einer neuen Sprache geschrieben sein müssen. Eine Sprache, die einen Bruch zeigt zu dem, was war, eine Sprache, die ermöglicht zu sagen, was eigentlich unsagbar ist. Thomas Sparr geht diesem Gedicht in seinem Buch auf den Grund. Er zeigt, wie es entstanden ist, was die Beweggründe für die Entstehung waren und wie es später rezipiert wurde. Er schreibt damit nicht nur eine Biographie eines Gedichts, sondern er zeigt auch, dass die Biographie seines Autors tief in dieses eingeschrieben ist. Weitere Betrachtungen Das Buch erschien 2020, Paul Celan wäre in dem Jahr 100 Jahre alt geworden. Der Titel zeigt deutlich, dass es sich nicht um die Biographie des Lyrikers handelt, sondern um die des Gedichts. Folgerichtig lässt Sparr nur das aus Celans Biographie einfliessen, was für die Entstehung des Gedichts wichtig war, weil es in diesem verarbeitet wurde oder aber als Grundlage für die Entstehung diente. Thomas Sparr wollte mit diesem Buch eine Lücke schliessen. Gilt die Todesfuge als eines der bekanntesten Gedichte, das oft zitiert und publiziert wird, ist über dessen Entstehung landläufig nur wenig bekannt. Es ist ihm gelungen, nicht nur ein gut fundiertes, ausführliches Bild der Hintergründe und der Entstehungszeit zu zeichnen, auch die Rezeption hat er gut herausgearbeitet und so quasi eine Lebensgeschichte eines Gedichts geschaffen. Gleichzeitig öffnet dieses Buch auch den Blick auf das Zeitgeschehen, die gesellschaftlichen Zustände in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Indem Thomas Sparr dem Leser all diese Informationen liefert, lässt er diesem doch genug Spielraum für eigene Betrachtungen und Interpretationsansätze. Denn eines ist sicher: Es gibt für dieses Gedicht keine eindeutige und absolut gültige Interpretation. Die Sprache ist zu komplex, die Querbezüge auf andere Werke, die Metaphern und Bilder sind zu vieldeutig, die Gedanken und Brüche sind zu tief. Dies ist auch die Botschaft von Thomas Sparr, was sein Buch umso mehr auszeichnet. Persönlicher Bezug Auf Paul Celan stiess ich über Ingeborg Bachmann, die mich lange sehr intensiv beschäftigte und auch faszinierte. Natürlich war mir Paul Celan auch schon vorher ein Begriff gewesen, aber nie in der Tiefe, in welcher ich ihn danach kennenlernte. In diesem Gedicht vereinigen sich einige meiner Forscherleidenschaften: Lyrik, die Auseinandersetzung mit Sprache allgemein und die Beschäftigung mit dem Holocaust und dessen Folgen. Fazit Ein sehr informatives, kompetentes, aufschlussreiches und doch gut lesbares Buch über eines der wohl bekanntesten Gedichte der Deutschen Lyrik. Für Lyrikliebhaber, insbesondere für an Paul Celans Lyrik Interessierte ein Gewinn. Sehr empfehlenswert.

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