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Rezension zu
Der Zug der Waisen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

[Rezension] „Der Zug der Waisen“

Von: Ninespo
24.06.2015

Das Buch in drei Worten? Bewegend, berührend, emotional. Wie ist das Cover? Das Cover ist passend gewählt, auch wenn es in Bezug auf den Inhalt des Buchs beinahe wie ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen wirkt. Das Cover ähnelt einem Schawrz-Weiß-Foto, auf dem zwei spielende und glücklich aussehende Kinder zu sehen sind. Im Hintergrund fährt ein Zug, der der Zug der Waisenkinder hätte sein können. Gerade in Bezug auf die Thematik des Buchs, Waisenkindheit und die Schwierigkeiten, die eine solche Kindheit nach sich ziehen, bilden die zu sehenden, glücklichen Kindern einen krassen Gegensatz. Wie war die Handlung? Die Geschichte hat zwei Erzählebenen. Die eine von Molly, die die Rahmenhandlung bildet, und die von Vivian (oder Niamh, wie sie eigentlich heißt), die die eigentliche Geschichte stellt und die Binnenhandlung darstellt. Vivian erzählt der ebenfalls elternlosen Molly ihre Lebensgeschichte. Und diese ist unglaublich traurig und emotional. Mehrmals hatte ich Tränen in den Augen und war dankbar, weder in der damaligen Zeit unter den damaligen Umständen, noch überhaupt elternlos aufgewachsen zu sein. Niamhs Geschichte hat mich berührt und bewegt. Niemals hätte ich gedacht, dass es für Kinder in den 1930er Jahren so schwer war, eine Familie zu finden. Ein trauriger Themenkomplex, der sehr gut rübergebracht wurde. Wie waren die Figuren? Es gibt zwei Figuren, die mir ans Herz gewachsen sind. Niamh und Molly. Beide könnten unterschiedlicher nicht sein und haben dennoch ihre Gemeinsamkeiten. Beide teilen das Schicksal der Elternlosigkeit, wissen um die Probleme des Lebens in Pflegefamilien und haben sich schlussendlich gesucht und gefunden. Niamh ist eine Kämpfernatur, die trotz all dem, was ihr passiert ist, nie aufgegeben hat. So viele Tiefschläge, die sie zu erleiden hatte, hätten andere Menschen gebrochen. Die Nebenfiguren der Rahmenhandlung waren eher blass, mussten aber auch nicht schillernder gezeichnet sein. Immerhin kamen sie nur marginal vor. Die Nebenfiguren der Binnenhandlung waren da schon detaillierter, wenn auch nicht immer sympathisch. Wie war der Schreibstil? Der Schreibstil war sehr angenehm. Je nachdem in welchen Teil der Geschichte man sich befand, als in Mollys oder Niamhs, veränderte sich der Schreibstil ein wenig. Bei Niamh waren die Worte gewählter, distinguierter und wirkten (passenderweise) ein wenig angestaubt. Bei Molly war es dagegen impulsiver, sprunghafter und frischer. Beides zusammen konnte mich sehr gut unterhalten. Was war gut? Mir hat gut gefallen, dass die Thematik ohne Romantisierung rübergebracht werden konnte. Die Lebensgeschichte einer Waisen der 1930er Jahre wurde nicht geschönt oder übertrieben gezeichnet – so fühlt es sich jedenfalls für mich an. Gut ist auch, wie sich die Handlung entwickelt. Von Beginn an verlaufen beide Handlungsstränge parallel zueinander, erst etwa in der Mitte des Romans erfährt der Leser, wie es dazu kam. Auch wenn das Ende, das ich mir insgeheim gewünscht hatte, ein wenig vorhersehbar war, habe ich mich nicht daran gestört. Es war einfach schön. Gibt es etwas Außergewöhnliches? Ich habe zwar schon oft Protagonisten gehabt, die Waisen sind, man denke nur an „Harry Potter“, doch nie wurde ein realistischer, historisch möglicher Lebensweg geschildert. Die Bedingungen, unter denen die Kinder damals durch das Land reisten und in Familien gebracht wurden, lassen mich aus heutiger Sicht nur den Kopf schütteln. Es hat sich zwar einiges getan, aber problemfrei funktioniert das System noch immer nicht. Kann ich das Buch weiterempfehlen? Auf jeden Fall. Die Geschichte hat mich berührt und zum Nachdenken angeregt. Innerhalb eines Tages und ein paar Stunden hatte ich das Buch beendet. Es ließ mich einfach nicht mehr los. Die Thematik der Elternlosigkeit ist mir – Gott sei Dank – fremd. Dennoch fehlt es mir nicht an Empathie, mich in die Figuren hineinzufühlen. Lest dieses Buch, es erweitert euren emotionalen Horizont. Ich danke dem Goldmann Verlag herzlich für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von „Der Zug der Waisen“.

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