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Rezension zu
A Slow Fire Burning

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Roman auf Sparflamme

Von: Büchermonster
21.10.2021

Das Leben auf einem Hausboot stellen sich viele Menschen romantisch und idyllisch vor – für Daniel Sutherland bedeutet es jedoch den Tod. Eines Morgens wird der junge Mann in seinem schwimmenden Zuhause am Londoner Regent’s Canal von seiner Bootsnachbarin tot aufgefunden und seine durchtrennte Kehle lässt keinen Zweifel daran, dass das Opfer brutal ermordet wurde. Die Täterin scheint schnell identifiziert, denn kurz zuvor wurde die 25-jährige Laura Kilbride dabei beobachtet, wie sie Daniels Kanalboot überstürzt und in aufgewühltem Zustand verlassen hat – als Folge eines Streits nach einem ausgearteten One-Night-Stand, wie die Verdächtige bei der Polizei angibt. Allerdings verstrickt sich die junge Frau bei ihrer Aussage immer wieder in Widersprüche und wirkt immer noch sehr wütend und aufgebracht, sodass ihr wenig Glaubwürdigkeit zugestanden wird. Doch Laura ist bei weitem nicht die einzige, die eine schwierige Beziehung zum Getöteten hatte… Mord auf einem Londoner Hausboot „Ich halte beim Spazierengehen oft nach guten Verstecken für eine Leiche Ausschau, und dabei fiel mir auf, […] dass man auf so einem Boot hervorragend eine Leiche ablegen könnte, die tage- oder sogar wochenlang unentdeckt bliebe …“. Dieser Satz stammt nicht etwa aus dem Mund eines Serienmörders, sondern von Bestsellerautorin Paula Hawkins, die im Jahr 2015 mit „Girl on the train“ einen internationalen Sensationserfolg feierte und selbst unweit des Regent’s Canals lebt, wo ihr dritter Thriller „Wer das Feuer entfacht – Keine Tat ist je vergessen“ spielt. Nun wird die Leiche des ermordeten Daniel Sutherland in der Geschichte zwar kurz nach der Tat schon in seinem Boot entdeckt und spricht somit vielleicht nicht unbedingt für das Hausboot an sich als Leichenversteck, trotzdem ist der Schauplatz dieses Buches nicht schlecht gewählt und bringt einen interessanten Menschenschlag als Hauptfiguren mit sich. Ein toter Mann, viele verdächtige Frauen Dabei ist das Personal allerdings sehr überschaubar, denn abgesehen vom Opfer – das in diesem Buch streng genommen die geringste Aufmerksamkeit erhält – beschränkt sich die Story auf gerade einmal eine Handvoll an Charakteren. Vorneweg geht die bereits erwähnte Laura Kilbride, eine rebellische und laute, aber zugleich auch sehr verletzliche und unsichere junge Frau, die bereits einige Schicksalsschläge überstehen musste und sich nun erneut in einer verzweifelten Lage wiederfindet. Unterstützung erhält sie dabei von der 80-jährigen Irene, einer unscheinbaren, aber sehr aufgeweckten Seniorin – eigentlich eine Zufallsbekanntschaft Lauras, die aber über Umwege ebenfalls mit dem Opfer bekannt war. Zudem ergänzen zwei weitere Frauen den überschaubaren Kreis der Verdächtigen: Miriam Lewis war die leicht schrullige und etwas zu neugierige Nachbarin von Daniel Sutherland und hat den Toten entdeckt, allerdings weckt die Hausbootbesitzerin mit ihrer verbitterten Art ebenfalls das Interesse der Ermittler – ebenso wie die arrogante Carla, die wohlhabende Tante des Opfers, welche zu ihrem Neffen und dem Rest ihrer Familie auch nicht unbedingt das beste Verhältnis hatte. Die Figurenzeichnung ist Paula Hawkins dabei insgesamt recht gut gelungen, auch wenn die meisten Charakteren kaum große Sympathien wecken und diese wenn dann auch überwiegend eher auf ein gewisses Mitleid mit ihren persönlichen Geschichten zurückzuführen sind. Allerdings ist es nicht immer ganz einfach, in dem komplexen und mitunter auch komplizierten Figurengeflecht den Überblick zu behalten. Ein Roman auf Sparflamme Was die Geschichte selbst betrifft, so kommt das Urteil wohl zu großen Teilen darauf an, mit welchen Erwartungen man an „Wer das Feuer entfacht“ herangeht. Während Aufmachung, Marketing und auch der Mord als Ausgangssituation recht deutlich einen Thriller suggerieren, fällt das Spannungsniveau insgesamt überraschend überschaubar aus. Stattdessen stehen vorrangig die Schicksale und Tragödien der einzelnen Beteiligten im Vordergrund und abgesehen von den eher am Rande ermittelnden Polizist:innen scheint es kaum jemanden so richtig zu interessieren, wer denn nun den Mann auf dem Hausboot ermordet hat – und so richtig betrübt ist über dessen Tod auch niemand. So ist dieser Roman dann letzten Endes nichts Halbes und nichts Ganzes: für einen Spannungsroman fehlt die Spannung, für ein mitreißendes Drama fehlt die emotionale Bindung zu den eher schroffen Charakteren. Auch die literarischen Experimente, welche die Autorin gelegentlich mit einer Art „Roman im Roman“ einbaut, zünden nicht so richtig und wirken eher störend statt die Neugier zu wecken. Die Geschichte plätschert dann meist vor sich hin, einerseits irgendwie ganz gefällig aber andererseits ohne dass beim Lesen wirklich viel hängenbleibt. In dieses Gesamtbild passt dann auch die Auflösung, die zwar schlüssig konstruiert ist aber am Ende ebenfalls kaum mehr als ein beiläufiges Schulterzucken hervorruft. Somit ist „Wer das Feuer entfacht“ wie es der englische Originaltitel „A slow fire burning“ passend beschreibt eher ein Roman auf Sparflamme und bisher leider das schwächste Buch von Paula Hawkins, die auch mit ihrem dritten Werk nicht an das Niveau ihres aufsehenerregenden Debüts anknüpfen kann.

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