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Rezension zu
Ein anderer Planet

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Tristes Leben im Vorort?

Von: madame.poe
02.10.2021

Tracey Thorn ist eine britische Sängerin, die in 'Ein anderer Planet' über das Aufwachsen in der Vorstadt erzählt. Mit Hilfe ihrer alten Tagebücher beschreibt sie Brookman's Park, einen Vorort Londons. Als ich das Cover zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich, dass es viel um die Punkkultur gehen würde - da lag ich leider falsch. Wir begleiten Tracey auf zwei Zeitebenen, einmal im Teenageralter &einmal im Erwachsenenalter, als sie in ihre alte Heimat zurückkehrt. Ihr Heranwachsen wird von ihr selbst rückblickend betrachtet. Passagen ihrer alten Tagebücher machen einen großen Teil des Textes aus. Denkt man hier zuerst an spektakuläre oder ziemlich peinliche Gefühlsenthüllungen oder aufgeregte Schilderungen von längst vergangenen Ereignissen, wird man leider enttäuscht. Das merkt Thorn auch selbst an. Selbstkritisch &reflektiert erzählt sie mit Ironie über die Tagesabläufe ihres jüngeren Selbst - was hat sie im Fernsehen geschaut, was hat sie gekauft, was hat sie mit wem gemacht oder wann sie ins Bett gegangen ist. Trotz ihrer kritischen Anmerkungen war es mir teilweise doch etwas zu viel Eintönigkeit. Interessant ist aber, dass sie viele Dinge aufgeschrieben hat, die sie nicht gemacht hat. Nichts gekauft, weil es nicht das Passende gab, nicht ausgegangen - nichts erlebt? Suburbia wird teilweise sehr detailliert beschrieben. Die Geschichte des Ortes wird oft chronologisch &aspektorientiert geschildert - interessant, aber eben auch ein bisschen viel Theoretisches, was für mich nicht so gut passte. Besonders lesenswert wurde es aber, als sie die gesellschaftlichen Zwänge, die das Vorstadtleben mit sich bringt, schilderte. Wer pflanzt was im Vorgarten an? Wer übt welchen Beruf aus? Welche Klamotten trägt man? All das spielte eine große Rolle, war aber für sie verständlicherweise sehr einengend! 'Ein anderer Planet' thematisiert die Sehnsucht nach dem vielfältigen Leben in der Stadt, in einer riesigen Metropole wie London. Greifbar nah, aber trotzdem unerreichbar. Tracey Thorn bringt diese Gefühle gut rüber, zeigt, dass sie irgendwie nicht so richtig dazugehört hat oder es auch nicht wollte, dass sie immer ein wenig anders war - eben von einem anderen Planeten.

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