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Rezension zu
Einsam, na und?

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

„Laß uns doch mal was zusammen machen, wenigstens im Urlaub!“.

Von: Michael Lehmann-Pape
18.06.2015

„Laß uns doch mal was zusammen machen, wenigstens im Urlaub!“. So die Hoffnung einer Touristin an ihre Kinder gewandt. Die nicht erhört wird und deren Enttäuschung deutlich sich in den Gesichtszügen der Frau widerspiegelt. „Verbunden sein“, „In Connection“, direkt, über WiFi, irgendwie, das ist ein starker Drang, davon weiß nicht erst Maximilian Dörner zu berichten. Eine der größten Ängste der Menschen seit Anbeginn der Zeit ist es, „aus der Gruppe herauszufallen“, über Jahrhunderte damit verbunden, dem Tode geweiht zu sein. „Alleinsein“, das geht, für eine Weile (scheinbar aber in der gegenwärtigen Epoche kaum mehr für länger als ein paar Minuten), „Einsamkeit“ aber, dass ist „die“ Drohung, immer noch. Und doch sind große Ideen, ganze Weltreligionen entstanden auf der Basis der Bereitschaft zur echten, zumindest zeitweisen Einsamkeit von Menschen. Von dieser Seite her betrachtet, und das legt Dörner überzeugend, mit vielen praktischen Beispielen gewürzt und sehr flüssig in Ton und Tempo vor die Augen des Lesers. Dass Einsamkeit nicht nur zu ertragen ist, sondern notwendig zum Auffüllen der inneren Batterien, zur Vergewisserung der eigenen Person und des eigenen Weges, zur ruhigen Betrachtung der Ereignisse im Leben, der eigenen Ziele. Immer wieder. „Dabei fordert Einsamkeit vor allem eins: Zeit“. Ein rares Gut in der Gegenwart und vielleicht ist daher erklärbar, warum so viel „gemacht!“ wird aber vielleicht nicht genug vorher „bedacht“ wird. „Wenn bisher auf Einsamkeit geblickt wurde, dann von möglichst weit weg“. Dies zu ändern, näher heran zu gehen, sich diesem Gefühl und Zustand zumindest zeitweise zu stellen (zu viel oder nur Einsamkeit ist auch nicht gut, das bestreitet Dörner nicht), darin kann ein immenser Gewinn, ein wichtiges Erleben für den Einzelnen liegen. Auf dem Weg, Einsamkeit als auch stärkende Kraft zu erleben, an sich und anderen, schreitet Dörner auch in seinem persönlichen Leben die Momente der Einsamkeit ab, die „Vorfahren“ in der Familie, die „häßlichen Geschwister“ wie die unendliche Langeweile, die Einsamkeit im Beruf, durchaus auch in größeren Gruppen, einsam in der Partnerschaft, als Single und sogar im Verliebtsein. Keine wissenschaftliche Untersuchung ist es, die Dörner abstrakt erzählt,, sondern seine eigenen Beobachtungen, seine eigenen Experimente, von der Meditationsgruppe bis zu Telefonseelsorge, von der Betrachtung echter Außenseiter bis zu der Erkenntnis, dass Leben immer auch „Einsamsein“ ist und mit sich bringt.. Aber auch, dass es immer eine Frage ist, aus welchen Augen man auf die Welt blickt. Vielleicht ist man an manchen Orten gar nicht so einsam, wie man glaubt und anderen einsamer, als man meinen mag. Hier und da assoziativ, immer Persönlich, wobei man sich das ein oder andere Mal mehr zusammenfassende Betrachtungen, mehr Klarheit wünschen würde. Dennoch eine sehr interessante, sehr anregende Lektüre über einen Zustand, der im Alltag oft doch so lange weit weg geschoben wird, bis er nicht mehr verdeckt werden kann und dann nur noch unangenehme Fluchtreaktionen in jedwede Form äußerer Unterhaltung hervorruft.

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