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Rezension zu
Crash

Spannender Thriller, der Gesellschaftsportrait ist

Von: worldwidewave.de
15.09.2021

„Crash“ ist nach dem beeindruckenden Debüt mit „Feinde“ der zweite Thriller der Autorin Susanne Saygin mit den Protagonisten Isa und Can. Nach dem sehr guten Erstling hängt die Latte natürlich sehr hoch und tatsächlich fällt „Crash“ etwas ab, ist aber immer noch ein Lese-Tipp. Der Thriller ist eine gnadenlose Anklage und die sehr anschauliche Karikatur einer Clique aus Politik und Wirtschaft, die gnaden- und skrupellos auf die eigene Bereicherung aus ist. Außerdem bekommt die ausufernde Esoterik-, Seminar- und Retreat-Szene ihr Fett weg, als reine Geldmacherei aus den zum Teil ernsten psychologischen Problemen anderer Menschen. Man kann das Buch auch als Fortsetzung von „Feinde“ betrachten, denn wieder geht es um die kriminellen Machenschaften des Bauunternehmers Christof Nolden und dessen Konzern. Wer das erste Buch, in dem es um dubiose Praktiken mit Leiharbeitern und deren Arbeitsbedingungen ging, nicht gelesen hat, kommt aber trotzdem sehr gut in die Geschichte rein: zum einen steht der prima konstruierte Fall in diesem Band auch für sich alleine gut da, zum anderen gibt es zahlreiche Rückblenden, die kurz, aber verständlich gestaltet sind. Die Story: Der Berliner Anwalt Torsten Wolf soll nach dem überraschenden Tod Christof Noldens dessen Geschäfte lenken. Aber Wolf stößt im deutschlandweit agierenden Konzern schon bald auf massive finanzielle Ungereimtheiten, die einen Betrug vermuten lassen. Dann verschwindet seine neue Assistentin spurlos. Gemeinsam mit Isa Kurzeck, die seit Jahren zu den kriminellen Machenschaften von Nolden-Bau recherchiert und immer wieder gescheitert ist, versucht Wolf Licht ins Dunkel zu bringen und kommt einem Komplott auf die Spur, dass bis in die höchste Politik reicht. Autorin Susanne Saygin hatte ihren Lebensmittelpunkt knapp zwanzig Jahre lang in Köln, seit 2010 lebt und arbeitet sie in Berlin. So ist es kein Wunder, dass ihre Beschreibungen von Vierteln, Straßen und Treffpunkten verschiedenster Szenen akkurat und sehr anschaulich sind. Saygin schreibt sehr geradeaus und handlungsbezogen, ein gut konstruiertes Storytelling mit einigen überraschenden Wendungen. So gelingt es ihr, glaubhafte handelnde Personen zu schaffen und die Spannung von der ersten Seite an hochzuhalten. Gekonnt balanciert sie auf der Grenze zwischen der naturalistischen Darstellung von Verkommenheit und einer satirischen Überzeichnung. Dabei zeigt sie auf, dass die unglückselige Verflechtung von Politik und Wirtschaft die Machtergreifungsfantasien eines neuen, populistischen Nationalismus befeuert, der gekonnt mit sozialen Medien und Hightech umgeht, damit bis ins Merchandising spielt und vor allem die Jugend verführt. Ein spannendes Buch, welches nicht nur Thriller, sondern auch aktuelles Gesellschaftsportrait ist. Macht Lust auf mehr und dies ist durch die Konstruktion des Buches durchaus drin: „Crash“ endet offen, so dass eine Fortsetzung in einem Nachfolge-Buch möglich ist.

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