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Rezension zu
Der Rächer

Die Rache einer Ratte

Von: Michael Sterzik
12.09.2021

Jugoslawien – der Vielvölkerstaat wurde 1990/1991 aufgelöst. Es gab schon vorher starke innenpolitische und vor allem auch sozialökonomische Spannungen und Schwierigkeiten. Besonders stark waren die nationalistischen Kräfte – die historisch gesehen sowieso voller Konflikte waren. Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa spalten sich die Staaten ab und wollten jeder für sich eine autonome Führung und Regierung. Der Schrei noch „Freiheit“ wurde lauter besonders in Slowenien und Kroatien und dies führte zum Krieg auf den Balkan. Der Krieg, der zweifelsfrei auch ein Bürgerkrieg war, ist kaum mit dem 1.und 2. Weltkrieg zu vergleichen. Es gab viele paramilitärische Einheiten, die manchmal wie Söldner fungierten und zahlreiche Verbrechen gerade an der Zivilbevölkerung verübten. Ethnische Säuberungen, Massaker und systematische Vergewaltigungen führten auch dazu, dass die UN reagierte und sich aktiv ins Kriegsgeschehen einmischte. Leider zu spät – manchmal zu wenig konsequent. Unter den zivilen Opfern gab es mit Sicherheit auch Angehörige von Hilfsorganisationen. Und genau dieses Thema behandelt der britische Autor Frederick Forsyth in seinem Roman: „Der Rächer“. Trotz der Bedenken seiner Familie reist der junge Idealist Ricky Colenso nach Bosnien, um während des Balkankrieges humanitäre Hilfe zu leisten. Bei einem Angriff auf ein Dorf wird er jedoch auf brutalste Weise ermordet. Seine Familie kann den Verlust nicht verwinden und sinnt auf Rache. Vietnamveteran Cal Dexter, Spezialist für aussichtslose Fälle, nimmt den Auftrag an. Er soll Rickys Mörder jagen und vor Gericht stellen. Was er nicht ahnt: Der Hauptverdächtige ist ein Kriegsverbrecher mit Verbindungen in höchste Kreise.(Verlagsinfo) Frederick Forsyth lässt seinen „Rächer“ auf einen Kriegsverbrecher los. Ein privater Auftrag, der den Vietnamveteranen Carl Dexter vor einer gefährlichen Aufgabe stellt, denn schon längst wird der Mörder von Ricky Colenso durch die CIA gedeckt, und instrumentalisiert. Klingt dies sehr unglaubwürdig? Bedingt – vielleicht gibt es Personen, die mit ihren militärischen und geheimdienstlichen Fähigkeiten in der Lage sind solche Aktionen durchzuführen!? Fakt ist jedenfalls das die Verbindung der Geheimdienste zu terroristischen Zellen gegeben sein dürfte. Der Feind meines Feindes ist mein Freund – ein Leitspruch den sich viele Geheimdienste und Verfassungsschützer gerne annehmen. Die Geschichte spielt vor dem 11. September 2001 – aber beinhaltet schon gut recherchierte Informationen zu Osama Bin Laden (OLB) und seinem Terrornetzwerk, seinen Idealen und den Versuchen der CIA diese Bedrohung kontrollieren zu können, was leider historisch betrachtet nicht gelungen ist. Frederick Forsyth beschreibt diese gefährlichen Beziehungsebenen zwischen Staaten, der Wirtschaft, der Geheimdienste und nicht zuletzt durch alte persönliche Freundschaften perfekt. Er erklärt diese komplexen Sachverhalte sehr nüchtern, aber scharf im Detail und ohne in übertriebene Klischees abzudriften. Forsyth spielt zwar mit einer fiktiven Story des personifizierten Racheengels, doch die politischen Ströme und Botschaften, sowie die Beweggründe der CIA sind leider Fakten und gut recherchiert. Dass man das Gesetz in die eigene Hand nimmt und über Ländergrenzen und Gesetzen selbst diese wissentlich bricht, ist ebenfalls wohl leider kein Hirngespinst. Geheimdienstliche „Schattenaktionen“ kann man schwerlich einen Riegel vorschieben und selbst Staatsoberhäupter können nicht und werden auch nicht aktiv über grenzwertige Aktionen informiert. Neben den vielen Interna und Informationen kommt die Spannung in „Der Rächer“ nicht zu kurz. Geschickt lässt sich „Der Rächer“ menschlich darstellen – ein Lebenslauf eines Mannes, der faktisch nichts zu verlieren hat, deren Moral und Ethik individuell sind und der „Gott schütze Amerika“ ernst nimmt. Legitimierte Rache? Ein biblisches Alibi in dem man den Spruch: Auge um Auge und Zahn für Zahn - als vollumfängliche, gesetzeskonforme Lösung ansieht? Kann man das nachvollziehen, wenn man sich in die Rolle der Familie einlebt, die ein noch junges Familienmitglied durch einen gewaltsamen Tod verloren hat?! Ja man kann – und auch das gelingt dem Autor erstaunlicherweise gekonnt, sensibel und feinfühlig. Das Starke an dem Roman sind wie gesagt nicht nur die politischen und militärischen Details, sondern auch die Konzeption des „Rächers“ – der kein Superman ist – kein Rambo mit posttraumatischen Störungen, oder der wie ein altgedienter Dinosaurier alle Feinde mit viel Feuerkraft eliminiert. Bei weitem nicht – die Laufbahn, die Vita des Rächers ist realistisch konstruiert. Er könnte auch der nette, ältere Herr von Nebenan sein. Frederick Forsyth Interpretation und Wertung der CIA ist nicht sehr positiv. Die Schattenmannschaft spielt ein sehr dreckiges Spiel, mit gezinkten Karten und schummeln tun sie sowieso. Es gibt hier offensichtliche und versteckte Seitenhiebe des Autors. Als Kritikpunkt kann ich sagen, dass hier die Weltpolizei „USA“ seine Macht missbraucht und jedes Mittel den Zweck heiligt – Gott schütze Amerika – und seine Interessen. Andere Menschen, die bei solchen Aktionen über den Jordan gehen – sind halt Kollateralschäden. Fazit „Der Rächer“ ist kein Mann sieht Rot – Thriller. Ein intelligenter Roman, der den Spagat zwischen Rache und Gerechtigkeit schafft. Kein lauter, aber auch kein leiser Actionroman – sondern fundierte Schusswechsel mit einer eigens ausgestellten Lizenz zum Töten. Spannend! Das Ziel „Unterhaltungswert“ getroffen. Empfehlenswert. Michael Sterzik

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