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Rezension zu
Wo auch immer ihr seid

Über Entwurzelung, Entfremdung und ein Leben zwischen den Kulturen

Von: Lesereien
13.09.2021

Kim heißt eigentlich Kiều. Doch weil niemand in Deutschland ihren Namen richtig aussprechen kann, einschließlich sie selbst, hat sie ihren Namen ändern lassen. Sie will sich nicht fremd fühlen und hat sich schon immer eine Familie gewünscht, die so ist wie alle anderen, nämlich deutsch. Als sie jedoch von ihrem Onkel kontaktiert wird, der in Kalifornien lebt, fängt sie an, sich mit der Geschichte ihrer Familie auseinanderzusetzen. Sie begibt sich auf eine “Suche nach all denen, die vor mir kamen und ihre Spuren auf sichtbare und unsichtbare Weise auf dem Weg in die Gegenwart hinterlassen haben. Meine Eltern, meine Verwandten.” Khuê Phạm erzählt in “Wo auch immer ihr seid” eine Familiengeschichte, die Zeiten, Länder, Kulturen und Lebenswege umspannt. Sie bietet tiefe und faszinierende Einblicke in das Leben einer vietnamesischen Familie, die durch die Geschichte auseinandergerissen wurde. Da ist zunächst Kiềus Vater Minh, der Saigon verlassen soll, um in Deutschland zu studieren. Aber er weiß so gut wie nichts über Deutschland und auch die Sprache beherrscht er nicht. Bei seiner Ankunft in einem kleinen Ort in Bayern fühlt er sich wie ein Fremdkörper, seine vietnamesische und die deutsche Kultur prallen aufeinander. Und später, an der Universität, scheint seine Wahrnehmung Vietnams mit der seiner deutschen Kommilitonen zunächst nicht miteinander in Einklang gebracht werden zu können. Neben Minh, der den schlimmsten Schrecken des Vietnamkriegs durch sein Auslandsstudium entkommen konnte, verfolgt die Geschichte auch das Schicksal von Kiềus Onkel, dessen Fluchtversuche aus dem Land zum Scheitern verurteilt sind, der außerdem Zeuge davon wird, wie sein Vater ins Umerziehungslager gebracht wird und wie das Mädchen, das er liebt, in Kambodscha verschleppt wird. Sein Weg in die USA ist ein steiniger. Der Krieg hat einen Graben in die Familie gerissen, hat ihre einzelnen Mitglieder voneinander entfremdet, eine scheinbar unüberbrückbare Distanz geschaffen und hat einen Raum für Enttäuschungen und Vorwürfe geöffnet. Ländergrenzen trennen sie nun voneinander, aber auch das Unwissen der nächsten Generation darüber, was wirklich geschehen ist. Phạm hat ein starkes und sehr wichtiges Buch geschrieben. Ihr Stil zeichnet sich durch eine Klarheit aus, die dazu beiträgt, dass die Charaktere und ihre Lebenswege in den Vordergrund gerückt werden und sich entfalten können. Der Roman ist eine Bereicherung für die deutsche Literaturlandschaft und kann jedem Leser ans Herz gelegt werden!

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