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Rezension zu
Nur wenn du allein kommst

Zeitgenössische autobiografische Reportage

Von: Raeubertochter76
15.08.2021

Bei Autobiografien bin ich immer etwas skeptisch, allerdings kann man bei einer Journalistin natürlich schon mal davon ausgehen, dass sie schreiben kann. Aber das Tolle an „Nur wenn Du allein kommst“ ist, dass die Autorin sich perfekt darauf versteht, ihre Geschichte als Hintergrund und Kontext zu verwenden, statt sich in den Vordergrund zu stellen. Dadurch ist es gleichzeitig auch ein Sachbuch, aus dem ich sehr viel über den Nah-Ost-Konflikt gelernt habe. Durch die intensive Thematik und die vielen Informationen muss man jedoch erstmal den richtigen Rhythmus für die Lektüre finden. In einem Rutsch war es mir zu heftig, bei zu großen Abständen dauert es aber etwas, wieder reinzukommen. Doch auch wenn die Thematik hochkomplex ist, lässt sich das Buch gut lesen. Der Autorin gelingt es, eine Atmosphäre zu schaffen, als würde sie mir persönlich bei einer Tasse Tee von ihrer Arbeit erzählen und zahlreiche von mir unausgesprochene Fragen beantworten. Ich musste sogar ein ums andere Mal Schmunzeln, bspw. bei der Vorstellung, dass der ägyptische Geheimdienst einen Ratgeber für Singlefrauen auf ihrem konfisziertes E-Book durchgeblättert (oder sogar gelesen?) hat… Ich habe mir noch nie besonders große Gedanken über Journalist:innen im politischen Bereich gemacht, aber ich finde es unglaublich mutig und bewundernswert, wie hartnäckig die Autorin versucht, die wahren Hintergründe für die Anziehungskraft des Jihad aufzudecken und wie objektiv sie dabei bleibt. Eins wird dabei mehr als deutlich: Die Welt teilt sich nicht in Schwarz und Weiß, in Gut und Böse. Die Autorin verfügt über ein unfassbares Netzwerk und fast schon unheimlichen Zugang zu den meist gesuchtesten Männern des Jihad (weswegen sie wohl auch öfter von den Geheimdiensten ins Visier genommen wird). Dabei bin ich immer wieder erschrocken, welche Vorsichtsmaßnahmen und was für Kontakte für ein Interview erforderlich sind und wie oft sie Todesangst gehabt haben muss. In ihren Berichten beschönigt sie nichts und ist dennoch bemüht, Brücken zu bauen, in dem sie uns andere Sichtweisen näherbringt. Bewundernswert objektiv, ja fast schön nüchtern, bietet sie uns in ihrem Buch nicht nur Einblicke in die verschiedenen Kulturen, Sitten und Gebräuche sondern auch in die verschiedensten Weltanschauungen – auch jenen, die mir eine Gänsehaut machen. Fazit „Nur wenn Du allein kommst“ ist eine wirklich beeindruckende Autobiographie, die noch dazu unterhaltsam und fesselnd geschrieben ist.

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