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Rezension zu
Bella Musica

Die Tragik einer Familie moderner Geigenbauer

Von: Ingeborg Strauß
09.08.2021

Rezension des Buches Stefanie Gerstenberger: Bella Musica. Roman (DIANA 2021) Das Titelbild verblüfft: Im Irgendwo, einsam, neben einem vollbepackten Zweisitzer mit römischem Kennzeichnen, steht eine junge Frau mit einer Violine in der Hand. Wir erahnen jetzt schon die „farbenreiche deutsch-italienische Familiengeschichte“, die wesentlich geprägt ist von Geschehnissen rund um den Geigenbau durch drei Generationen. Zwischen dem einleitenden Abschnitt „Über dieses Buch“ und der beschließenden „Danksagung“ spannen sich Geschehnisse, die bewegend und anrührend sind, ohne jemals ins Kitschige abzugleiten. Um die zeitlichen Stränge präsent zu haben und auch mal gezielt zurückblättern zu können, bietet das Inhaltsverzeichnis optische Hilfe. Die Vergangenheit in Gestalt der begabten jungen Geigenbauerin Anna wird durch die nummerierten Kapitelüberschriften „Rückblick“ präsent. Dazwischen erlebt man die schmerzhafte Suche ihrer Enkelin Luna, die die erfahrenen familiären Zerrüttungen, gepaart mit ominösen Namensänderungen, verstehen und aufarbeiten will. Eine Freundin begleitet sie auf diesem qualvollen Weg, der sie, so ihr Wunsch, aus ihrem inneren und teils äußeren Chaos in ruhige und friedvolle Lebensumstände führen soll. Belletristische Bücher mit musik-bezogener Thematik ziehen mich magisch an. Die Gefahr ist groß, Enttäuschungen zu erleben, sei es durch ein trendig-subversives oder ein schmonzettiges Sujet. Es sei vorweggenommen: Von ideologischen Extremen und süßlich-geschmacklosen Ausschmückungen hält sich die Autorin weitestgehend fern. Dies würde noch nicht für die Qualität bürgen, wie echt Musikliebende sie sich wünschen. Doch läuft die Autorin zu sprachlicher und inhaltlicher Hochform auf, wenn sie Leserinnen und Leser wie mit einer Lupe immer näher und anschaulicher an die wunderbare Kunst des Geigenbaus heranführt. Zwei Zitate mögen das Gesagte belegen. Bei dem Händler bekam man alles, von Kalk, Pigmenten und Terrakottapulver über Kolophonium, Gummi Elemi und Mastix bis Schellack und Propolis. und Die Linie zwischen Decke und Zargen war recht dunkel und schön gearbeitet, außerdem war das Gesicht der Geige sehr freundlich, sie schaute sehr zufrieden aus ihren f-Löchern. »Ich mag die Art, wie sie das Ebenholz für den Adergraben verwendet haben.« Man kann über solche Stellen hinweglesen, man kann sich aber auch in sie versenken, unbekannte Begriffe nachschlagen und verinnerlichen. Solche Angebote der Autorin sind es, die mich begeistert haben. Das bezieht sich nicht nur auf geigenbautechnische, musikhistorische und anderweitige musikalische Themata. Beispielsweise werden auch charakteristische Bauten in norditalienischen und sizilianischen Städten vorgestellt und gewürdigt. Scheinbare Kleinigkeiten und Nebenbeibemerkungen wie deren Prägung auf einer italienischen Euro-Münze verbinden die literarisch-fiktive Welt mit der realen Welt der Leserschaft. Es gelingt der Autorin vorzüglich, über Analogien ihre Sicht auf die politische Situation der nahen italienischen Vergangenheit zu verdeutlichen: „Anna musste an die anima einer Geige denken, so wurde der kaum vier Zentimeter lange Stimmstock auch bezeichnet, der zwischen Geigendecke und -boden klemmte, um die Übertragungen des Klangs zu gewährleisten. Wenn der Stab auch nur etwas bewegt wurde, änderte sich der Ton einer Geige sofort. Bei vielen Menschen ist der Stab seit dem Krieg ganz verrutscht, dachte sie, und kullert irgendwo im Leeren herum. So auch bei mir. Er verbindet mein Inneres nicht mehr mit dem Äußeren …“. (Nur in Klammern äußert die Rezensentin die Vermutung, dass der Lesestoff eher das weibliche als das männliche Geschlecht anspricht.) Für die nächste Auflage, die zu wünschen ist, könnten (auch jetzt kaum störende) Druck- und Satzzeichenfehler korrigiert werden (Pos. 1821: Deckens; Pos. 4372: die; Pos. 5688: das; Pos. 6328: an, zu; Pos. 6657: an, zu; Pos. 9893: dummerweise, und,).

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