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Rezension zu
Ihr letzter Tanz

Bewegend und erschreckend

Von: buchlesenliebe
02.08.2021

„Ich weine nicht an diesem Ort. Hier ist nicht genug Platz, damit sich das Herz bewegen kann.“ (S.427) Nahr sitzt seit 16 Jahren in einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis in einer Hightech-Zelle und erinnert sich: an ihre Kindheit und Jugend als Exil-Palästinenserin in Kuwait, ihre junge, lieblose und kurze erste Ehe, die darauf folgende schwere Zeit als Prostituierte, in der sie Opfer einer Gruppenvergewaltigung und zur Abtreibung gezwungen wurde. Sie berichtet von finanziellen Nöten, dem Wunsch ihre Familie zu unterstützen und dem jüngeren Bruder eine Hochschulausbildung zu finanzieren sowie von der späteren Flucht der Familie nach Jordanien. Eines Tages reist Nahr nach Palästina, um nach ihren kulturellen Wurzeln zu suchen und die Heimat ihrer Großmutter und Mutter kennenzulernen. Sie verliebt sich in den palästinensischen Widerstandskämpfer Bilal - Bruder ihres ersten Ehemannes - und schließt sich seiner radikalen nationalen Untergrundbewegung an... „Ihr letzter Tanz” ist ein sehr bewegendes Buch über den Nahostkonflikt und damit in Relation stehende historisch-politische Ereignisse Ende der 90er/Anfang 2000 in der arabischen Welt. Es nimmt einen Perspektivenwechsel vor, rückt die Sicht der palästinensischen Bevölkerung und der Diaspora in den Fokus. Das ist erstmal wichtig, aber viele Aussagen und Handlungen irritieren mitunter, sind sehr polemisch und radikal formuliert. Es ist teils ein stark israelkritisches Buch bzw. kann es als solches gelesen und gedeutet werden. Wer sich über die Autorin informiert, weiß, dass Susan Abhulhawa eine klare politische Haltung hat und sich als Menschenrechtsaktivistin engagiert. Diese Hintergründe sind vermutlich wichtig, um die Sujets ihrer Romane besser einordnen zu können. Wie ihre Werke dann letztendlich gelesen, interpretiert und verstanden werden, muss wiederum jede/r für sich selbst entscheiden. Mir persönlich gefallen holistische(re) Perspektiven in der Literatur zu dieser konfliktbeladenen Thematik des Nahostkonflikts oder erkennbare auflösende Momente in der Figurenhandlung und ihrer Reflexionen deutlich besser. Aber rein in Bezug auf die schriftstellerische Leistung, die Narration und Figurenzeichnung: ein lesenswertes Buch.

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