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Rezension zu
Mein Name ist Selma

Wertvoller Zeitzeugenbericht

Von: Jasmins Lesewelten
19.07.2021

(Vorsicht, Spoiler) Seid ihr schon einmal einem/er Zeitzeugen/in begegnet, der/die von der NS-Zeit berichtet hat? Dieser Austausch ist so wichtig und ich bin dankbar, dass die 99-jährige Selma Velleman, eine der wenigen Zeitzeuginnen, die wir noch haben, ihren Erfahrungsbericht veröffentlichte, der einen so intimen Einblick in ihre Privatsphäre gewährt, dass ich den Eindruck hatte, sie würde mir ihre Geschichte persönlich unter vier Augen erzählen. Sie wurde 1922 in den Niederlanden geboren, wuchs mit ihren drei Geschwistern in einem liberalen jüdischen Haushalt auf und erlebte eine unbeschwerte Kindheit. Sie äußert sich über ihre weitläufige Familie, den Zusammenhalt und die Integration in der Gesellschaft, für die es nicht von Belang war, welcher Glaubensrichtung jemand angehörte. Demnach ist der einsetzende, von ihr geschilderte Bruch ab 1942 deutlich nachzuempfinden und sie selbst sagt aus, es wäre, als hätte sie plötzlich das Leben einer ganz anderen, fremden Person gelebt. Im Folgenden berichtet sie von dem schmerzlichen Verlust ihrer Liebsten, ihrem eigenen Untertauchen mithilfe einer neuen Identität (als Margareta van der Kuit), ihren Verdiensten als Widerstandskämpferin, die jüdischen Einwohnern und politischen Gegnern des NS-Regimes zur Flucht verhalf. Ewig nachhallend sind ihre dichten Schilderungen der Grausamkeiten im Konzentrationslager Ravensbrück, aus dem sie nach acht Monaten befreit wurde und sich in England ein neues Leben aufbaute. Es dauerte Jahre, bis sie die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit und das Sprechen darüber zuließ. Besonders interessant war es, aus ihrer Perspektive als Niederländerin zu lesen. So erfährt man, dass angenommen wurde, dass das Land im Zweiten Weltkrieg neutral bleiben würde, allerdings unerwartet von den Nationalsozialisten infolge des Blitzkrieges besetzt und unterjocht wurde. Die schrittweise Entrechtung, der Weg von der Exklusion bis zum Völkermord wird von Selma erläutert. Sie ist für ihre Verdienste zu ehren, dank ihr vergessen wir nicht und lernen für die Zukunft! Auch zeigt uns Selma van de Perre, ,,wie wir inmitten der Hoffnungslosigkeit Hoffnung finden und im Dunkeln Licht."

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