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Rezension zu
Ich bekenne

Radikale Selbstdarstellung

Von: Thomas Lawall
17.07.2021

Es fasziniert mich immer wieder, was Stars und Sternchen in diesen Autobiografien an Kindheitserinnerungen zu bieten haben. Sollte ich jemals auf die seltsame Idee kommen, eine eigene zu verfassen, wäre dieses Kapitel wohl sehr schnell abgehandelt. Ist bei anderen zwar ebenfalls so, doch jene stopfen die Erinnerungslücken dann mit einem Allerlei an belangloser literarischer Füllspachtelmasse. Wobei sich hier gleich eine wunderbare Überleitung zu Robs "Bekenntnis" ergibt, denn was sowohl die frühesten Erinnerungen, als auch den aktuellen Stand der Dinge betrifft, gibt es in diesem Buch keinerlei Schummeleien in Dehnungskapiteln. Das waren noch Zeiten, als Iron Maiden 1980 im Vorprogramm von Judas Priest während einer Tour in Großbritannien spielten. Umgekehrt funktionierte das heute Unvorstellbare ebenfalls, als Judas Priest 1977 als Vorband während Led Zeppelins Amerika-Tour auftreten durften! Derlei schräge Konstellationen gab es zuhauf und jene verleiten zu weiteren Aufzählungen, was hier und jetzt aber vermieden werden soll. Schließlich sollen Leserinnen und Leser selbst auf Entdeckungsreise gehen, nicht zuletzt, um gravierende Wissenslücken zu füllen. Selbst eingefleischten Fans dürfte da einiges entgangen sein, insbesondere was Rob Halfords Privatleben betrifft. Gerüchte gab es damals jede Menge. Während der engste Bekannten- und Freundeskreis weitgehend um Halfords sexuelle Ausrichtung wusste, litt er selbst viel zu lange an der ihm notwendig erscheinenden Geheimniskrämerei. Auch in der Band selbst war es kein Thema, denn nicht zuletzt war die eingeschlagene musikalische Richtung weitaus wichtiger und das zentrale Thema. Es lag an Halford selbst, die nötigen Schritte zu wagen, was 1998 auch gelang, wenn auch ebenso ungeplant wie unkonventionell. Selbstverständlich gehören massive Drogenprobleme zum Alltag eines "Metal Gods" und ebensolche auf privater Ebene. Weder was die eine oder gar andere Seite betrifft, ist er aber der Meinung, etwas verschweigen zu müssen. Gut möglich, dass dies einem bestimmten Leserkreis unter Umständen viel zu weit geht. Für alle anderen zeugt diese radikale Selbstdarstellung von einer außerordentlich bodenständig wirkenden Fähigkeit, das eigene Leben von innen nach außen kehren zu können, und sich damit immer wieder selbst aus allen Widrigkeiten herauszuziehen, auch wenn er sich selbst einmal als "wandelndes Katastrophengebiet" bezeichnete. (Ob das für nicht wenige sogar als Therapieansatz taugen könnte?) "Für ein gutes Schwätzchen bin ich immer zu haben", meint Herr Halford. Entsprechend viel hat dieses Buch zu bieten und ganz in diesem Sinne liest es sich auch. Zudem ist "Ich bekenne", unter Mithilfe des Musikjournalisten Ian Gittins, in seiner Dramaturgie extrem gelungen. Spannend, unterhaltsam und randvoll gefüllt mit der Entwicklung eines Mannes, der einmal als Bühnenassistent in einem kleinen Theater und neunzehnjährig als Verkäufer in einem Geschäft für Herrenbekleidung arbeitete! So spannend kann ein Leben sein, denn wie zum Teufel kann es vor diesem Hintergrund gelingen, zum Sänger einer weltberühmten Hevy-Metal-Band aufzusteigen?! Dies herauszufinden macht, trotz der Schilderung privater Katastrophen, reichlich Spaß. Die gut 500 Seiten vergehen wie im Flug, und man bekommt es am Ende mit jenem seltenen Gefühl zu tun, diese Autobiografie gleich noch einmal lesen zu wollen. Zudem die Bandgeschichte von Judas Priest weitergehen wird, denn sie scheinen, nachdem 2020 "die Welt untergegangen ist", noch ein paar Asse im Ärmel zu haben ...

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