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Rezension zu
Familie ist, wenn man trotzdem lacht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Der Mietwahnsinn in deutschen Großstädten: Ein Roman mit Humor und Tiefgang

Von: Susanne Edelmann
16.07.2021

Meine Heimatstadt München ist bekanntlich die Stadt mit den höchsten Mietpreisen pro Quadratmeter in ganz Deutschland. Andere Großstädte stehen München diesbezüglich aber leider kaum noch nach. Diese Erfahrung macht auch Steffi, zweifache Mutter in Hamburg, die für sich und ihre Familie eine größere Wohnung sucht. Jahrelang schon sucht Steffi nach einer Wohnung, die beiden Kindern ein eigenes Zimmer und allen Familienmitgliedern mehr Platz ermöglicht. Natürlich wäre es schön, wenn diese Wohnung dann auch noch in dem Viertel wäre, in dem die Familie heimisch ist und wo der Nachwuchs Kindergarten und Schule besucht. Aber das scheint totales Wunschdenken zu sein. In ihrer Verzweiflung ist Steffi schon beinahe bereit, mit ihren Lieben weit hinaus in die Pampas zu ziehen, wo es mehr Platz fürs Geld gibt, aber leider auch mehr Zeit braucht, um in die Stadt zu kommen. Auch Steffis Erfahrungen mit Maklern sind alles andere als positiv und ihr Mann Arno hält sich aus allem raus, er lebt nur noch für seine Firma und ist dauergestresst. Als Steffi von einem Makler über den Tisch gezogen wird und viel Geld verliert, traut sie sich nicht, es Arno zu gestehen. Wie gut, dass ihre beste Freundin Helen, eine Journalistin, sich der Sache annimmt! Helen beginnt zu recherchieren und schreibt einen großen Artikel über die Verzweiflung der Wohnungssuchenden. Der Beitrag stößt auf große Resonanz und Helen erhält eine Flut von Leserbriefen. Darunter ist auch ein Brief von Flora Blum, Mitte Siebzig. Die rüstige alte Dame lebt allein in einer alten Villa, die für sie alleine viel zu groß ist und auch viel zu viel Geld verschlingt, das Flora nicht hat. Aber an dem Haus hängen so viele Erinnerungen an ihren geliebten, leider schon verstorbenen Mann… nein, Flora will hier nicht raus, obwohl es die vernünftigste Lösung erscheint, das Haus zu verkaufen. Flora hat eine viel bessere Idee: Sie will einen Teil des Hauses an eine Familie verkaufen, die im Gegenzug die Renovierung übernimmt. Helen vermittelt den Kontakt zwischen Flora und Steffi und die beiden sind sich spontan sympathisch. Aber ganz so einfach ist der Deal, den Flora sich ausgedacht hat, dann doch nicht durchzuführen. Nicht nur Arno muss überzeugt werden. Die Monate schreiten voran und das Leben der drei Frauen ändert sich von Grund auf, denn es gilt, ein paar alte Geheimnisse zu lüften… Als Erstes hat mich bei diesem Buch der Klappentext angesprochen, der mit seinem wunderbaren Wortwitz gleich hohe Erwartungen bei mir geweckt hat. Diese Erwartungen hat der Roman voll und ganz erfüllt, mehrmals musste ich beim Lesen schmunzeln oder sogar laut lachen, denn der Schreibstil ist so wunderbar humorvoll, oft mit einem Augenzwinkern, dabei aber immer liebe- und respektvoll, so dass die Lektüre bei mir sofort ein wohliges Gefühl erzeugt hat, trotz des an sich so ernsten Themas, bei dem es einem eigentlich eher zum Weinen zumute ist. Den Buchtitel finde ich jedoch etwas irreführend. Klar, es geht um eine Familie, aber eben nicht nur und nicht in erster Linie. Neben dem Thema Wohnungssuche geht es vor allem um die Freundschaft zwischen Steffi und Helen, um das Thema Wohnen im Alter mit allen Begleiterscheinungen wie Einsamkeit, finanzielle Engpässe und gesundheitliche Einschränkungen. Es geht auch um die Beziehung zwischen Steffi und Arno und um Helens Schwierigkeiten, sich auf eine tiefere Beziehung zu einem Mann einzulassen. Auch Helens Beruf als freie Journalistin spielt eine Rolle, was ich natürlich besonders spannend fand. Kurzum: Dieser Roman bot so viel mehr als erwartet! Natürlich kann das Buch nicht die ultimative Lösung für alle herrschenden Probleme auf dem Wohnungsmarkt aufzeigen, aber vielleicht doch den einen oder anderen Anstoß geben, mal völlig neu zu denken. Und vor allem bietet die Lektüre eine ganz wundervolle Unterhaltung – deshalb ganz klare Leseempfehlung!

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