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Rezension zu
Die sieben Leben des Arthur Bowman

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Abenteuerroman und Thriller

Von: Michael Lehmann-Pape
09.06.2015

Der Junge zitterte am ganzen Körper, als er den, aus anderen Gründen ebenso körperlich am Ende sich befindenden, Sergeanten der Themsepolizei, Arthur Bowman, auf der Wache antrifft. Bowmann, mehr im Delirium als in der Realität, von Opium und Alkohol gezeichnet, wankt hinter dem Jungen her, zwingt ihn mit harter Hand, sich noch einmal dem Ort des Mordes zu nähern, sieht die Leiche in diesem stinkenden Abwasserkanal in Hafennähe, erkennt die „Handschrift“ des Mörders und verliert die Besinnung. Für Tage. Ein Mann, der bereits seinem Ende nahe scheint. Der ohnmächtig neben einer übel zugerichteten Leiche gefunden wird, und selbst umgehend unter Tatverdacht gerät. Ein „harter Hund“ vor Zeiten noch, als er als Söldner für die Ostindienkompanie einen „Spezialauftrag“ seiner Vorgesetzten zu erledigen hatte. Ein Auftrag, der gründlich misslang war. Zu seinem Glück, wie er erst jetzt erfahren wird, als er einen ehemaligen Vorgesetzten jener grausamen Ereignisse in London aufspürt. Ein eigenes Heer aus Söldnern hatte die Ostindien Kompanie zu jener Zeit unterhalten. Zur Wahrung ihrer wirtschaftlichen Interessen. Grausam, hart, gnadenlos gegenüber „dem Feind“, der nicht selten aus der einfachen Bevölkerung bestand. Wir Varenne dies alles schildert, den Leser einführt in jene Zeit der ersten Wirtschaftskonzerne, des Teehandels, der harten Söldner und der nicht vorhandenen Gnade im Kampf, das zeigt von Beginn an, dass hier kein jugendorientierter, klassischer Abenteuerroman vorliegt, sondern die harte Realität jener Zeit ungeschminkt erzählt wird. Was ebenso auf die bildkräftige und mitreißende Einbettung der Geschichte in die Atmosphäre jener Zeit zutrifft. Varenne´s Schilderungen des Fäkalienübersäten London, der um sich greifenden Cholera, der vielen Familien, die aus wirtschaftlicher Not heraus in Kellerwohnungen leben müssen, in denen bei Dürre der Boden kniehoch aus dem Inhalt der neuartigen Wassertoiletten und der überlaufenden Sickergruben besteht, das alles hat Varenne sehr fundiert recherchiert und erzählt es so lebensnah, das dem Leser fast der Gestank mit in die Nase steigt. „… und von der anderen Seite der Straße ging von der Themse ein Gestank aus, der schlimmer war, als je zuvor.“ Inklusive des Erzählens am Rande von den neuartigen Gedanken jener Zeit. Von Bakterien, die Pest und Cholera verbreiten sollen (und eben nicht der Geruch, der Ursache dieser Krankheiten nach landläufiger Meinung wäre). Von Darwin und seiner Evolution, vom wirtschaftlichen Umbruch jener Tage. Eine Qualität der realitätsnahen Erzählung, die sich auch durch die anderen Orte im Buch, die Reise des Söldners Bowman zieht und damit einen sehr lebendigen Eindruck des Lebens und der Zeit nach der Mitte des 19. Jahrhunderts vor Augen führt. Während Bowman mehr und mehr hineingezogen wird in den Strudel seiner eigenen Vergangenheit, der Leser mit ihm die dreckige, dunkle Seite Londons kennenlernt, den Gestank, die Opiumhöhlen, die Spelunken, bis Bowman erkennen muss, wie er und seine Kameraden damals nur Spielball einiger Mächtiger geworden waren und der nun, bewaffnet mit einer Liste von den Namen der anderen Söldner, sich auf den Weg macht, diese ausfindig zu machen. Denn nur einer, der damals mit auf dieser Expedition war, kann um diese Art des Mordens wissen. Spannend, lebendig, teils blutig und hart, immer am Puls der damaligen Zeit erzählt, so bietet dies Lektüre eine anregende Mischung aus „altem“ Abenteuerroman und modernem „Thriller“ und „Mördersuche“, der bestens unterhält.

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