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Rezension zu
Klara und die Sonne

Kazuro Ishiguro: Klara und die Sonne

Von: LiteraKultur
10.07.2021

Endlich habe auch ich es geschafft einen Roman des Nobelpreisträgers zu lesen. Tatsächlich liegt die Lektüre schon einige Zeit zurück, allerdings wirkt das Buch noch immer nach. Inhalt: Klara ist eine künstliche Intelligenz, entwickelt, um Jugendlichen eine Gefährtin zu sein auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Vom Schaufenster eines Spielzeuggeschäfts aus beobachtet sie genau, was draußen vor sich geht, studiert das Verhalten der Kundinnen und Kunden und hofft, bald von einem jungen Menschen als neue Freundin ausgewählt zu werden. Als sich ihr Wunsch endlich erfüllt und ein Mädchen sie mit nach Hause nimmt, muss sie jedoch bald feststellen, dass sie auf die Versprechen von Menschen nicht allzu viel geben sollte. Mein Eindruck: Zu Beginn des Romans erleben wir aus der Perspektive von Klara, einem hochentwickelten KI-Roboter die Welt. Sie befindet sich noch mit anderen KIs in einem Geschäft, wo man sie Kunden präsentiert. Sie beobachtet aufmerksam die Ereignisse draußen durch das Schaufenster. Das wirkte auf mich als Leserin zunächst einmal gewöhnungsbedürftig, da sie manches, was sie sieht, ungewöhnlich reduzierend bezeichnet, z.B. eine „Hundeleinenfrau“. Doch schnell gewöhnt man sich daran und vergisst oft, dass es sich um eine KI handelt und nicht um ein menschliches Kind. Als sie plötzlich von einem Kind als künstliche Freundin auserwählt wird, freut sich Klara und baut direkt eine Bindung zu dem Mädchen namens Josie auf. Doch sie wird in ein kompliziertes Netz aus familiären Verwicklungen hineingezogen, bei dem sich zeigt, dass die moralischen Abgründe der Menschen das eigentlich bedenkliche sind, während die KI moralisch gefestigter wirkt. Neben den persönlichen Beziehungen spielen auch die gesellschaftlichen Umstände eine Rolle. Die Gesellschaft ist – vielleicht wurde der Autor von der Coronazeit inspiriert- eine andere als die, die wir kennen. Allerdings erfahren wir nur bruchstückartig darüber, viele Informationen bleiben bis zum Ende offen, was ich schade finde. Es gibt in dieser Gesellschaft verschiedene soziale Schichten und ein Vertreter der „Ausgestoßenen“ ist Rick. Er ist ein interessanter Gegenspieler zu Josie Mutter. Die eigentliche Heldin bleibt jedoch Klara, die paradoxerweise als Stimme der Vernunft auftrittt. Fazit: Wenn man sich detaillierte Beschreibungen der technischen Ausstattung von KIs wünscht, ist man bei diesem Roman falsch. Er handelt wie alle Romane Ishiguros vom Leben selbst und den Sinnfragen, die es aufwirft. Als Leserin habe auch ich mir existenzielle Fragen gestellt, die von dem Inhalt des Romanes ausgehen, wie z.B. „Dürfen wir Menschen Gott spielen?“ oder „wo sind die Grenzen von KI“. Dieses Buch ist nichts für zwischendurch, da es passagenweise sehr traurig und an anderen Stellen sehr lustig ist. Es hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Übrigens wurde es auch im Literarischen Quartett vom 9.04.21 besprochen, zu sehen auf: https://www.zdf.de/kultur/das-literarische-quartett/dorn-zu-ishiguro-ltq-100.html

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