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Rezension zu
Der große Wind der Zeit

Großartige Erzählung

Von: Booklove15_11
01.07.2021

Der israelische Dramatiker Joshua Sobol erzählt in seinem neuen Roman über vier Generationen und 100 Jahre hinweg eine humanistische und kritische Familiengeschichte. Dabei werden nicht nur aus viele Lebensgeschichten berichtet, sondern die Geschichte Israels wie auch des Nahostkonflikts gekonnt in Verbindung gebracht. Im Mittelpunkt der aschkenasisch-jemenitische Familie Ben-Chaim stehen zwei starke Frauen. Eine davon Offizierin der israelischen Armee und Verhörspezialistin Libby. Nach einer beunruhigenden Begegnung mit einem mutmaßlichen Terroristen nimmt sie sich Auszeit und fährt zu ihrem Großvater Dave der - seit Tagen verschwunden ist - in der Kibbuz. Dort stößt sie auf die Tagebücher ihrer Urgroßmutter Eva und taucht fasziniert beim Lesen in ihr völlig unbekannte Welt ein. Eva Ben-Chaim lässt ihren Mann und Sohn in Kibbuz und reist in den frühen dreißiger nach Berlin, um Tänzerin und Choreografin aufzutreten. Dabei lernt sie viele jungen Nazis, revolutionären Theaterleute und den Dramatiker Bertolt Brecht kennen und geniest ihr Freiheit und pflegt freie Liebe. Sie erlebt, wie die Nazis an die Macht kamen und gerade rechtzeitig bringt sie sich in Sicherheit. Der Roman ist eine gut gelungene, vor allem sehr vielschichtige israelische Familiensage. In 47 Kapitel und 520 Seiten lang habe ich die Familie Ben-Chain bei all den Höhen und Tiefen begleitet und dabei nicht nur Libby und Eva kennengelernt, sondern gesamte Großfamilie. Sobols Figuren sind lebensnah und facettenreich. Die sind wie Fingern am Hand, gehören zwar zusammen und doch zu sehr verschieden. Man feiert und leidet mit allen aber die Kopfschüttelmomente sind auch nicht wenig. Besonders seine Dialoge waren für mich ein Genuss. Man merkt schnell, dass der Autor langjährige Erfahrung als Theaterregisseur hat. Mit seiner lebendige aber definitiv nicht einfacher Sprache hat mich Joshua Sobol nach heutigen und damaligen Israel mit genommen. Die Reise war nicht so einfach, viele detailreiche Charaktere/Nebencharaktere haben mein Weg erschwert, doch zum Glück gibt es eine Personenauflistung, die ich immer wieder nachgeschlagen hab. „Der große Wind der Zeit“ ist ganz sicher kein Schmöker, welche in einem Rutsch lesen lässt. Doch dafür ist es eine sehr authentische, atmosphärische Werk. Wer an israelische Geschichte Interesse hat oder einfach in einer anderen Welt eintauchen möchte, kann ich dieses großartig erzähltes Buch nur ans Herz legen.

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