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Rezension zu
Roboterland

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wie meinungsstark darf ein Sachbuch sein?

Von: books.of.aly
01.07.2021

TW: Tokophobie, Missbrauch Menschengleiche Sexroboter, im Labor hergestelltes Fleisch, Embryos in Zip-Lock-Beuteln, der perfekte selbstbestimmte Tod: Themen, die uns in der Zukunft vermutlich noch viel beschäftigen werden. Jenny Kleeman greift diese auf, trifft sich mit Erfinder:innen, Expert:innen, Aktivist:innen und fasst dies alles in dem Sachbuch "Roboterland" (übersetzt aus dem Englischen von Petra Pyka) zusammen. Sachlich bleibt Kleeman dabei aber eher selten. Die interviewten Personen kriegen meist sehr kritische Fragen gestellt, deren Antworten in den einzelnen Kapiteln des Buchs weiter analysiert und oft mit viel Meinung der Autorin kommentiert werden. Für meinen Geschmack ein bisschen zu viel Meinung, gerade, wenn roboter- und/oder technik-affine Menschen als Nerds bezeichnet werden und der Kontext erkennen lässt, dass diese Bezeichnung einen Beigeschmack mit sich bringt. Oft hatte ich persönlich beim Lesen das Gefühl, dass Kleeman die Personen, mit denen sie gesprochen hat, entweder nicht ernst genug nimmt oder in ein negatives Licht stellen will. Vielleicht ist es der Übersetzung geschuldet, doch es gab Stellen im Text, die sprachlich nicht gut gewählt waren, bspw. wenn die Unterschiedlichkeit bestimmter Kunden mit "hetero, schwul, jung und alt" beschrieben oder auch viel zu inkonsequent gegendert wird. Da klingeln bei mir sehr schnell die Alarmglocken und in meinem Kopf ruft es laut "Achtung, binäres Geschlechtersystem!". Und wo wir schon bei sprachlichem Ausdruck sind, möchte ich auch die Definition der Tokophobie, die im 3. Kapitel kurz angesprochen wurde, kritisch betrachten. Kleeman erklärte: "Tokophobikerinnen, die sexuell missbraucht wurden und dadurch unter krankhafter Angst vor Schwangerschaft und Geburt leiden: Frauen, die sich verzweifelt Kinder wünschen, aber die Vorstellung unerträglich finden, sie auszutragen." Diese Beschreibung macht für mich durch den Doppelpunkt nicht stark genug deutlich, dass die Angst vor Schwangerschaft und/oder Geburt auch aber nicht nur durch das Trauma sexuellen Missbrauchs ausgelöst wird. Letzteres wird meist als sekundäre Tokophobie eingestuft, wobei die primäre Variante bei betroffenen Personen schon ein Leben lang besteht und nicht durch ein Trauma hervorgerufen wurde. [Dazu vielleicht auch noch: Es gibt nicht nur Frauen, die schwanger werden können, weshalb ich mir bei 'Tokophobikerinnen' sehr das Gendern gewünscht hätte.] Alles in allem waren die Themen, die in "Roboterland" angesprochen wurden, sehr spannend und das Lesen hat eindeutig zum Nachdenken angeregt, inwieweit ich selbst solche technischen Entwicklungen befürworten oder ablehnen würde. Aber ich rate jeder Person, die das Buch zur Hand nehmen möchte, es vielleicht nicht an einem Stück zu lesen und sich auch nicht zu sehr von der Meinung der Autorin beeinflussen zu lassen.

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