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Rezension zu
Der große Wind der Zeit

Ein Highlight für jeden, der Familiensagas mag und sich für die Geschichte Israels interessiert.

Von: Susanne Probst
22.06.2021

In diesem Gesellschafts- und Generationenroman lernen wir in 47 Kapiteln Libby, ihre aschkenasisch-jemenitische Familie und ihre aus Österreich und Afrika stammenden Vorfahren kennen. Hundert Jahre Geschichte breiten sich in diesem kurzweilig und lebendig erzählten Werk vor uns aus. Dabei werden nicht nur die Lebensgeschichten von vielen Menschen miteinander verwoben, sondern auch die Vergangenheit mit der Gegenwart gekonnt in Verbindung gebracht. Im Vordergrund stehen dabei Libby, ihr Großvater und dessen Mutter, die unverheiratete Tänzerin Eva Ben-Chaim. Libby ist eine Offizierin und Verhörspezialistin der israelischen Armee. Ihre Verhöre der palästinensischen Attentäter führen zu Geständnissen, die drastische Strafmaßnahmen für die Betroffenen zur Folge haben. Nach einer beunruhigenden Begegnung mit einem mutmaßlichen Terroristen braucht sie eine Auszeit. Alles wird ihr zu viel. Sie nimmt Urlaub und fährt in den Kibbuz. Im Haus ihres abwesenden Großvaters Dave will sie wieder ihre innere Ruhe finden. …aber zunächst findet sie Tagebücher. Libby vertieft sich in diese herumliegenden Tagebücher ihrer Urgroßmutter Eva Ben-Chaim und taucht tief in deren Geschichte ein. Eva Ben-Chaim, die Mutter ihres Großvaters, war in den dreißiger Jahren eine Tänzerin und Choreografin in Berlin. Sie erlebte, wie die Nazis an die Macht kamen, beobachtete den jüdischen Auswanderungsstrom und konnte sich schließlich selbst noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. In den dreißiger Jahren lernte Eva in der Berliner Theaterszene Berthold Brecht kennen. Laut Tagebuch hätten sie eine Liebelei miteinander gehabt. Eva war 1942 maßgeblich am Aufbau der deutschen und arabischen Abteilung des jüdischen Kampfverbandes Palmach beteiligt, die gegründet wurde, um den befürchteten Einmarsch von Rommels Truppen in Palästina abzuwehren. Die Familiensaga „Der große Wind der Zeit“ erzählt die Geschichte Israels der letzten 100 Jahre und sie will unaufdringlich vermitteln. Sie appelliert an junge Israelis und Palästinenser, offen miteinander umzugehen und sich füreinander zu interessieren. Der Roman hat mich inhaltlich und literarisch überzeugt. Er fesselte mich und erweiterte meinen Horizont. In das Leben einer jüdischen Familie über vier Generationen hinweg einzutauchen machte mir große Freude, v. a., weil es von dem Autor Joshua Sobol so detailliert, farbig, lebendig, atmosphärisch und dialogreich erzählt wird. Der einzige Kritikpunkt: Ein Familienstammbaum zu Beginn wäre deutlich hilfreicher gewesen, als die bloße Auflistung dieser Vielzahl von Familienangehörigen und Nebenfiguren. Durch die Visualisierung hätte ich mir bei der Lektüre sicherlich leichter getan.

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