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Rezension zu
Das Land der Anderen

Eindringlich und authentisch

Von: Verena-Seraphina
15.06.2021

Gegen Ende des 2. Weltkrieges regiert in Mathildes Heimat in Frankreich sehr viel Angst. Fast selber noch ein Kind lernt sie Amine, einen Marokkaner, kennen, der mit seinem Regiment in der Nähe stationiert ist. Sie zeigt ihm Frankreich und seine Gebräuche, er nimmt alles sehr interessiert auf und ist für Mathildes Empfinden sehr liebenswert. Sie verlieben sich und heiraten. Sie folgt ihm in seine Heimat. Doch dort ist Amine wie verwandelt, sie leben zunächst bei seiner Mutter, die Mathilde mit offenen Armen aufnimmt, weil sie Europäerin und gebildet ist. „So ist das hier!“ - Diesen Satz wird Mathilde noch sehr oft hören. In Briefen an ihre Schwester schreibt Mathilde ihr Leben schön. Sie war auf der Suche nach Exotik und Abenteuer, sie möchte nicht preisgeben, wie es ihr wirklich geht. Die unterschiedlichen Vorstellungen von Partnerschaft und von der Rolle in einer Beziehung prallen aufeinander. Mathilde und auch ihre Tochter erfahren viele Anfeindungen, die ihnen zusetzen. So denkt der Arzt, dass Mischlinge das Ende der Welt ankündigen. Amine schlägt sie, doch das ist eben so in diesem Land. Er liebt seine Frau und zeigt ihr das auch. Doch sie darf sich in seine Belange nicht einmischen, auch wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass Mathilde mit ihrer Einschätzung richtig lag. Eindringlich gelingt es der Autorin Leila Slimani die Umstände und Situationen in diesem für Mathilde fremden Land zu skizzieren. Sie ergreift keine Partei für Mathilde, sie formuliert auch das Denken und Fühlen von Amine sehr genau. Beim Lesen entstehen leicht vorstellbare Bilder, es läuft ein Film ab. Die Sprache und Wortwahl sind sehr vielseitig und fein. Es entsteht ein Verständnis für die marokkanische Kultur, Lebensweise und deren Werte. Die Geschichte beruht auf wahren Gegebenheiten der Großeltern der Autorin. Über die Autorin sowie über die Geschichte von Marokko selbst ein wenig zu recherchieren, ist sehr lohnenswert, jedoch nicht Bedingung zum Verständnis. Das Zeitfenster des Romans reicht vom Ende des 2. Weltkriegs bis September 1955, die Unabhängigkeit erlangte Marokko Anfang 1956.

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