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Rezension zu
Das Land der Anderen

Echt, erschütternd, konfliktgeladen – eine französisch-marokkanische Familiengeschichte

Von: Hana Widdige
13.06.2021

Leïla Slimani zeigt mit ihrem historischen Roman „Das Land der Anderen“ das Leben einer französisch-marokkanischen Familie nach dem Ende des zweiten Weltkriegs bis in die Mitte der 50er-Jahre. Der Autorin gelingt ein authentischer Einblick in deren Lebenswirklichkeit durch die Verarbeitung der Geschichte ihrer eigenen Großeltern. Im Mittelpunkt des Romans steht dabei die Französin Mathilde, die sich nach dem Krieg in Amine Belhaj verliebt, der als marokkanischer Offizier der französischen Armee diente. Nach ihrer Heirat verlassen sie Mathildes Heimat, um ein Leben in Marokko zu führen, wo Amine von seinem Vater ein Stück Land geerbt hat. Zuerst müssen sie eine Zeit lang bei Amines Mutter und Geschwistern leben, bevor sie sich mit harter Arbeit aus dem Nichts eine Farm aufbauen. Schon kurz nach ihrer Ankunft in Nordafrika wird Mathilde klar, dass ihr Leben nicht das erhoffte Auswandererabenteuer wird, sondern hart und entbehrungsreich. Immer wieder zeigt sich, dass ihre Art zu denken, ihre Sozialisation, ihre Religion, ihrer Wünsche sich von denen Amines derart unterscheiden, dass ihre Vorstellungen vom Leben oft in Konflikten aufeinanderprallen. Auch Mathildes Schwägerin Selma und ihre Tochter Aïcha sind hierfür Spiegelbilder. Als Mathilde nach dem Tod ihres Vaters für kurze Zeit in das Elsass zurückkehrt, wird deutlich, wie vielschichtig die Autorin den Titel des Werks angelegt hat. Mathilde merkt, dass sie sich ihrer alten Heimat, in der sie sich zwar nach wie vor wohlfühlt, doch entfremdet hat, da sie den Draht zu ihrer Schwester verloren hat und ihre eigenen Kinder in Marokko leben. Dort gehört sie als Französin jedoch zu den Besatzern, die von den Marokkanern selbst als Unterdrücker und Fremdlinge wahrgenommen werden. Ein Konflikt, der auch in der Familie der Belhajs schwelt. Mit ihrer eingängigen Sprache macht es Leïla Slimani dem Leser leicht in die Welt der personalen Erzähler einzutauchen und sie aus ihren Augen zu betrachten. Ein lesenswertes Buch für alle, die sich für interkulturelle Konflikte und französische Geschichte interessieren.

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