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Rezension zu
Und der Ozean war unser Himmel

Eine Frage der Perspektive

Von: Franziska_J
12.06.2021

„Hauptsächlich aber, das Paradox aller Kriege, jagten wir, um nicht selbst gejagt zu werden, genau so wie sie.“ Land und Meer, Mensch und Wal – völlig verschiedene Welten, die sich einen Planeten teilen. Land für die Menschen, Wasser für die Wale. Was eine friedliche Koexistenz hätte sein können, wurde zu einem erbitterten Machtkampf, als der Mensch sich auf´s Wasser wagte. Wohl jeder hat schon einmal von Herman Melvilles berühmtem Roman Moby Dick gehört, in dem eine Crew mutiger Seemänner sich auf eine gefährliche Jagd nach dem bösen und legendenumwobenen Wal Moby Dick begibt. Patrick Ness dreht in seinem neuen Roman Und der Ozean war unser Himmel (erschienen im Juni 2021 bei cbj) die Perspektive jetzt um: Aus Sicht des Wals Bathseba erzählt er die packende Geschichte einer Jagd auf das Monster in Menschengestalt. Ness, den viele als den Autor von Sieben Minuten nach Mitternacht kennen dürften, erzählt hier eine Geschichte, die sehr nachdenklich macht, die den Leser über seine eigenen Vorurteile reflektieren lässt und die letztlich ein Plädoyer für mehr Toleranz und Loyalität ist. „Nennt mich Bathseba.“ Schon der erste Satz erinnert an den berühmten ersten Satz aus Moby Dick und die Ähnlichkeiten zu Melvilles Erzählung ziehen sich dann durch das gesamte Buch fort. Bathseba ist Mitglied einer Walherde, die Jagd auf Menschen macht, genau so wie Menschen seit Urzeiten Jagd auf sie machen. Angeführt wird die Herde von der gefürchteten Kapitänin Alexandra, die einst von Toby Wick schwer verwundet wurde, jenem Teufel in Menschengestalt, der schon so viele Wale ermordet hat. Als die Wale ein treibendes Schiff attackieren, finden sie statt leichter Beute Hinweise auf jenen legendenumwobenen Toby Wick, so dass sie sich entschließen, sich an diesem Monster endlich zu rächen. Die Wale ahnen nicht, in welch tödliche Gefahr sie sich damit begeben... Doch egal, ob man Moby Dick nun kennt oder nicht, Ness´ Erzählung macht auf jeden Fall sehr nachdenklich. Wie die Wale Jagd auf die Menschen machen, scheint unendlich grausam und sinnlos, doch letztendlich machen Menschen mit Walen doch nichts anderes. Es ist ein uralter Kampf, der befeuert wird durch eine ganze Reihe von Vorurteilen, die beide Seiten nicht ablegen können. Erst eine hautnahe Begegnung mit einem Menschen, bringt Bathseba auf den Gedanken, dass vielleicht doch nicht alle Menschen so böse sind wie sie scheinen. „Denn es gibt Teufel in der Tiefe aber die schlimmsten sind die, die wir selbst erschaffen.“ Obwohl es in Und der Ozean war unser Himmel um eine erbitterte Jagd und Kämpfe geht, so ist es doch eine Erzählung des Friedens, ein Plädoyer für gegenseitigen Respekt und den Abbau von Vorurteilen. Dies trifft keinesfalls nur auf das Verhältnis von Mensch und Tier zu. Viel zu oft begegnen wir nämlich auch anderen Menschen mit vorgefassten Meinungen und Vorurteilen. Wir können so viel mehr erreichen, wenn wir einander offen begegnen. Das Buch könnte darum gar nicht aktueller sein. Die 160-seitige Erzählung ist mit genialen Illustrationen von Rovina Cai versehen, die den Leser im wahrsten Sinne des Wortes dazu zwingen, eine neue Perspektive einzunehmen, da alle Bilder aus der Sicht eines Wales gezeichnet sind, so dass der Ozean zum Himmel und der Himmel zum Abgrund wird. Das Buch ist aufgrund der einfachen Satzstruktur und des relativ großen Schriftbildes auf jeden Fall auch für jüngere Leser geeignet. Es ist jedoch keinesfalls ausschließlich ein Kinder- oder Jugendbuch. Vielmehr vermittelt es altersübergreifend viele Lektionen in Toleranz, Loyalität und das Ablegen von Vorurteilen.

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