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Rezension zu
Später

Es gibt immer ein Später

Von: René We
07.06.2021

Stephen King und ich, das ist ein Thema für sich. Über die Jahre haben sich ein paar seiner beliebtesten Werke ihren Weg in mein Bücherregal gesucht. Auf meiner Leseliste bei der Onleihe stehen zusätzlich gut zehn E-Books. Als Fan würde ich mich deshalb nicht bezeichnen. Mich konnte der Großmeister des Horrors nie richtig abholen. Das lag weniger an seinen Ideen und mehr an deren Umsetzung. Mit Später, seinem aktuellsten Werk, kam dann alles anders … „Das Ganze hier ist wohl eine Horrorstory“ Jamie Conklin hat ein Geheimnis, von dem nur seine Mutter Tia, eine Literaturagentin, weiß: Er kann die Geister kürzlich verstorbener Menschen sehen und mit ihnen sprechen. Die Fähigkeit kommt Tia gelegen, als Regis Thomas, ihr lukrativster Autor, plötzlich verstirbt und ihre Haupteinnahmequelle wegzufallen droht. Wären da nicht Jamie und sein übernatürliches Talent. Jamie soll seiner Mutter dabei helfen, den bislang unvollendeten Abschlussband von Regis‘ Bestsellerreihe fertig zu stellen. Nicht ahnend, dass daraufhin wortwörtlich die Hölle losbrechen wird… Von Anfang an habe ich das Leseerlebnis sehr genossen. Ich kenne den Schreibstil von Stephen King, trotzdem wurde ich in Später davon nochmal positiv überrascht. Ob es daran liegt, dass die Geschichte aus der Ich-Perspektive eines Kindes erzählt wird? Zwischendurch hatte ich den Eindruck, er nimmt sich und seine Idee hops. Ein bisschen Selbstironie hat eben noch nie geschadet. Ich hätte dem Autor seine popkulturellen Anspielungen und den dunklen Humor so jedenfalls nicht zugetraut. All das schenkt dem Roman trotz seiner Düsternis, und davon liefert Stephen King bekanntlich jede Menge, eine nicht zu verleugnende Ruhe, welche die schweren Momente bravurös ausgleicht. Aus diesem Grund kann ich Später denjenigen empfehlen, die sich bisher nicht an die Bibliografie des Autors gewagt haben. „[B]itte dranbleiben, bis man sich Folgendes zu Gemüte geführt hat“ An Büchern schätze ich besonders, wenn uns ihre Autor*innen auf eine Reise mitnehmen. Im Fall von Später ist es buchstäblich ein Horrortrip, der erst gemächlich Anlauf nimmt. Die Handlung enthält Wendungen, die man nicht erwartet. Die Narration (die Geschichte wird rückblickend von einem älteren Jamie erzählt) lässt hin und wieder die ungefähre Richtung durchblicken. Die Plotkrumen werden allerdings so wohlgezielt gesät, dass man als Leser*in vorab nie genau weiß, was im Detail geschehen wird. So werden page turner geboren. Der Spannungsaufbau ist on point; in diesem Punkt kann ein Autor von Kings Kaliber nur glänzen. Geschockt war ich vom Ende. Das Gelesene habe ich noch immer nicht ganz verarbeitet. Besonders schön fand ich die Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Jamie und Tia. Derartige Dynamiken findet man in Kings Werken selten, weshalb es eine willkommene Abwechslung war. An dieser Stelle möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es sich bei Später um ein Buch mit queeren Elementen handelt. Mehr verrate ich nicht. Viele Figuren kommen in dem Roman nicht vor. Dafür machen die wenigen, die Teil der Geschichte sind, große Veränderungen mit. Gestützt werden diese durch die einzelnen Zeitsprünge, die immer wieder vorgenommen werden. Das Buch endet mit Jamie im Highschool-Alter. Fazit Später liefert alles, was ein guter King braucht, und alles, was man King vielleicht sonst nicht gewohnt ist. Dadurch entsteht ein einzigartiger, einnehmender Genre-Mix aus Jugendbuch, Horror und Thriller, mit Humor und Herz. Auch für Leser*innen, die den amerikanischen Autor bislang gemieden haben, lohnt sich das Buch. Falls auf deiner Leseliste für den Herbst noch Platz ist, solltest du wirklich darüber nachdenken, einen der Plätze an Später zu vergeben! Getreu dem Eingangszitat „Es gibt immer ein Später„: Es ist nie zu spät, um sich in die Arbeit eines Autors zu verlieben. Ich spreche aus Erfahrung.

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