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Rezension zu
Krötensex

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Witzig und wichtig!

Von: ricysreadingcorner
30.05.2021

Ha! Ich wette, auch dir ging es so wie mir. Du hast diesen Titel und das Cover gesehen und konntest einfach nicht weiterscrollen bzw. weitergehen, falls dir das Buch zum ersten Mal ganz analog in der Buchhandlung in die Quere gekommen ist. Selbst, wenn man nicht auf Anhieb denkt Wow, das muss ich lesen! Will man doch zumindest wissen, worum es in diesem Buch mit dem sonderbaren Cover und verrückten Titel geht. Oder? ODER? Worum geht’s? Es geht um Frieda, Studentin, Anfang 20, die es versäumt hat beim Einschreiben an ihrer privaten Hochschule das Kleingedruckte zu lesen. Diese wirbt nämlich ganz großspurig mit Studieren in Berlin und Amerika, gemeint sind aber nicht die USA sondern ein kleines Kaff in Ostdeutschland, das aus nicht viel mehr als ein paar Häusern, der Privathochschule und einem Studiklub besteht. Dorthin verschlägt es nun also Frieda und zwei ihrer Freunde. Ein kleiner Kulturschock für die Berliner Großstadtkids und speziell für Frieda, deren Ziel es eigentlich ist, möglichst wie ihre Zwillingsschwester Freia zu sein: cool, interessant, mühelos attraktiv, immer in der Weltgeschichte unterwegs und dabei die Welt verbessernd durch hippen Aktivismus. Von sich selbst hat Frieda leider ein ganz anderes Bild, sie hält sich immer für zu viel: zu laut, zu groß, zu viel Make-Up und trotz teurem Privathochschulstudium malt sie sich nichtmal beruflich gute Chancen aus, wenn sie nicht bald einen halbwegs interessanten Praktikumsplatz findet. Meine Meinung Ich denke, mit Frieda können sich sehr viele junge Frauen identifizieren. Nach dem Abi ist sie erstmal ein wenig gereist, dann hat die angefangen, irgendwas mit Business zu studieren, weiß aber eigentlich gar nicht so genau was sie will, wohnt in Berlin in einer ranzigen aber hippen WG, ist unsicher, hat ein geringes Selbstwertgefühl und ihr Leben bisher im Schatten ihrer Zwillingsschwester verbracht. Sie denkt, wenn sie nur ein bisschen mehr wie Freia sein könnte, wäre alles besser. Freia ist durch ihren Aktivismus und ihre Social-Media-Kanäle eine kleine Berühmtheit. Sie pendelt durch die Weltgeschichte und die Männer liegen ihr zu Füßen. Natürlich ist sie viel zu freiheitsliebend, um sich je wirklich auf einen von ihnen einzulassen. Von sich selbst hält Frieda hingegen so wenig, dass sie das Gefühl hat für jeden, der sich nur halbwegs für sie interessiert, dankbar sein zu müssen und da sie sowieso nicht weiß, was genau sie mit ihrem Leben anfangen will, lässt sie sich auch bei vielen anderen Dingen eher von außen beeinflussen. Und so lässt sie sich irgendwie treiben, allerdings nicht im positiven Sinne. Eigentlich ist sie ziemlich unglücklich dabei. Eher dümpelt sie so vor sich hin. Gerät in Bettgeschichten und Beziehungen, die ihr eigentlich nicht gut tun, landet auf Partys, auf denen sie nicht sein will, lässt sich von Freia zum Social-Media-Sternchen machen und nimmt Jobs an, die sie nicht machen möchte. Nun ist sie selbst nicht mehr die Einzige, die ständig an sich selbst herumkritisiert. In dieser Welt aus Likes und Kooperationen, bemerkt sie immer mehr die Heuchlerei, die hinter angeblichem Aktivismus für Klimaschutz, Feminismus, Body-Positivity etc. steckt. Leider hat sie aber weder den Mut und vor allem immer weniger die Energie, sich wirklich dagegen zu wehren. Dieser Roman hat so eine starke Message und ist dabei trotzdem so lustig und leicht zu lesen. Ich habe ihn verschlungen und möchte ihn wärmstens empfehlen. Während der erste Teil in Amerika eine lustige, feierwütige, wenn auch etwas planlose Episode in Friedas Leben zeigt, die ein bisschen an amerikanische College-Filme erinnert, zeigen sich auch hier schon immer wieder Friedas Unsicherheiten und ihr fehlendes Selbstwertgefühl. Zurück in Berlin, in ihrem wahren Leben sozusagen, werden diese Probleme plötzlich drängender und obwohl der Stil weiterhin locker und amüsant bleibt, bekommt die Story nun eine ganz andere Ernsthaftigkeit. Auch wenn mein Studentenleben ganz anders aussah als Friedas, kann ich ihre Gefühle und Probleme doch zu gut verstehen. Man ist in einer Phase, in der man sich selbst noch nicht so wirklich kennt, lässt sich bei dieser Selbstfindung allzu oft von anderen beeinflussen und macht Dinge, die einem einfach so zufallen, da man ja auch gar nicht wirklich weiß, was man eigentlich wirklich will oder keinen Mut hat, dafür einzustehen. Dieser Roman ist perfekt für junge Frauen, die sich unsicher fühlen, sich ständig mit anderen vergleichen und immer das Gefühl haben nicht genug zu sein. Für alle, die sich von Models in Kleidergröße S, die Body-Positivity propagieren und Klimaaktivist*innen, die mal eben für eine Demo in einen Kurzstreckenflieger steigen und Blogger*innen, die einem weißmachen wollen, wie wichtig Selfcare ist, während sie selbst den ganzen Tag Storys über ihr perfektes total beschäftigtes Leben posten, hinters Licht geführt fühlen. Ihr wollt etwas über Body-Positivity und Selbstfürsorge lesen? Ich wette aus diesem Roman könnte ihr mehr lernen, als von den meisten Selbsthilferatgebern und er ist dazu auch noch absolut unterhaltsam! Große Leseempfehlung!

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