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Rezension zu
Dinge, die das Herz höher schlagen lassen

Fantasievolle Reise in die Vergangenheit und nach Japan.

Von: Burgherr
24.05.2021

Ich benutze dich, Sei. Verzeih. Dieses Zitat aus "Dinge, die das Herz höher schlagen lassen" ist für mich eine zentrale Stelle in Mia Kankimäkis Buch. In diesem beschreibt die finnische Autorin ihre Faszination für die Schriftstellerin und Hofdame Sei Shōnagon. "Hofdame" mag sich etwas überholt anhören, aber sie lebte nun einmal von 966 bis ca. 1025 und zeitweise am japanischen Kaiserhof. In dieser Zeit entstand ihr "Kopfkissenbuch". Es enthält 320 Einträge in Prosa- und / oder Listenform. Viel mehr und vor allem gesichert weiß man weder über dieses Werk noch über die Verfasserin Sei Shōnagon. Aber das reichte offenbar, um Mia Kankimäki im Jahr 2010 zum Ausstieg aus ihrem Job und mehreren Reisen zu "Forschungszwecken" zu veranlassen. Ohne japanische Sprachkenntnisse und wirklich aussichtsreiche Anlaufpunkte aber zumindest finanziell gefördert erkundet sie Kyoto und versucht so ihrem "Idol" Sei näher zu kommen. Gerade ihre Schilderungen zu japanischer Kultur und Eigenheiten und zu dieser beeindruckenden Stadt machten das Buch für mich sehr nahbar, da ich mit eigenen Eindrücken (lustigerweise aus der gleichen Zeit) vergleichen konnte. Eine angehende finnische Autorin auf den Spuren einer vor über 1000 Jahren verstorbenen Hofdame... Spannung habe ich da nicht erwartet. Doch tatsächlich kommt diese auf, weil einer der Aufenthalte in die Zeit des Tsunamis und dem dadurch verursachten Atomunfall fiel. Besonders diese Tatsachen belebten den zweiten Teil des Buchs. Ansonsten gilt "Der Weg ist das Ziel". Tatsächlich findet Mia Kankimäki für sie vermutlich erschreckend wenig über Sei Shōnagon und das Kopfkissenbuch heraus. Die Beschreibung ihrer eigenen Unternehmungen und Lebensumstände ist gelungen, Sei und das Kopfkissenbuch waren mir vorher unbekannt und dank einiger Zitate in "Dinge, die das Herz höher schlagen lassen" fühlte ich mich nun hinreichend gut informiert und durchaus gut unterhalten. Und über das Leben in Japan während der Heian-Zeit (und Kankimäkis Vermutungen dazu) habe ich auch noch etwas gelernt. Ja, die Autorin hat Sei benutzt, um aus ihrem Leben auszubrechen. Aber herauskommen ist ein für Japan-Freunde lesenswerter Debüt-Roman und für Mia Kankimäki ein guter Grund eine neue Karriere zu starten.

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