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Rezension zu
It's now

Gut lesbar, aber mit blinden Flecken

Von: Sören Tomasek
14.05.2021

Eins vorweg: Mir hat die Lektüre Spaß gemacht und Frau Kugel hat mit den meisten Beobachtungen Recht, erklärt sie anschaulich und macht Mut, Dinge nicht hinzunehmen, nur weil andere sagen, sie wären nicht zu ändern. Aber ich habe dann doch zwei Anmerkungen zum Inhalt: Die Perspektive eines Vorstandsmitglieds in einem DAX-Konzern ist eine besondere. Frau Kugel spricht das hin und wieder an und man merkt beim Lesen, dass sie durchaus Verständnis für andere Lebenssituationen hat, aber trotzdem bleibt die Beschreibung von Gesellschaft immer aus dieser Perspektive. Das ist natürlich Stärke und Schwäche zugleich, fiel mir aber vor allem auf, weil der Buchtitel zwar nahelegt, es ginge um das Ändern der bestehenden Regeln im Arbeitsleben. Sie spricht auch immer wieder an, dass Familie und Arbeit vereinbarer werden sollten - hinterfragt dabei aber nicht, dass ihr eigener Weg mit einigen Modifikationen der ganz klassische Karriereweg eines Managers ist. Nur eben als Frau. Dass man hinterfragen könnte, vielleicht sollte, warum es eine auch von ihr als Argument herangezogene Zwangsläufigkeit gibt, dass Auszeiten für Familie und Kinder zwangsläufig Einschränkungen der eigenen Karriereplanung bedeuten. Da hätte ich mir mehr gewünscht. Schwerer wiegt in meinen Augen, dass das WIRKLICH drängende Frage, an der wir die notwendigen Änderungen im Arbeiten ausrichten müssen, nämlich der Klimawandel, erst auf Seite 151 auftaucht. Und da auch nicht als entscheidendes Problem, sondern als Symptom für das Bedürfnis vieler Menschen, sich in Entscheidungsprozesse einbringen zu wollen. Auch hier verschenkt das Buch eine Möglichkeit, die im Titel eigentlich angelegt ist. Aber trotz der Einschränkungen macht die anschauliche Erzählweise mir persönlich großes Vergnügen, der Argumentation zu folgen. Es bleibt immer unverkrampft und mit einem kleinen Augenzwinkern, nie mit erhobenem Zeigefinger. Es ist kein Ratgeber und kein Aufruf zur Revolution - dafür gäbe es Schätzings "Die Welt retten" - sondern ist eine gelungene Beschreibung einer individuellen Wahrnehmung der Arbeitswelt, die zum Nachdenken, etwas anders machen und vermutlich ja auch ganz gewollt zum Widerspruch einlädt.

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