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Rezension zu
Die Glasperlenmädchen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Das Ende der Sklaverei - Ausschweifend erzählter Roman mit zwei nur lose verbundenen Handlungssträngen, die mich beide nicht fesseln konnten

Von: schnäppchenjägerin
12.05.2021

Hannie ist eine ehemalige Sklavin, die durch Sklavenhandel und die Wirrungen des Amerikanischen Bürgerkrieges ihre Mutter und ihre acht Geschwister verloren hat. Sie selbst lebt wieder auf der Plantage Gosset Grove, wo ihre Mutter früher als Sklavin gearbeitet hat. Ein Halt sind ihr die drei blauen Glasperlen am Band, die ihre Mutter ihr als Erkennungszeichen zum Abschied gegeben hat, in der Hoffnung, ihre Familienangehörigen später wiedererkennen zu können. Als die Töchter des Plantagenbesitzers Lavinia sowie ihre Halbschwester Juneau Jane, die Tochter der Mätresse, um ihr Erbe fürchten und sich auf dem Weg zu ihrem Vater machen, ergreift Hannie die Chance und begleitet die beiden als ihr Kutscher. Ihre Reise, die sie bis von Louisiana bis nach Texas führen wird, ist gefährlich und voller Hinterhalte. Doch Hannie findet dabei Hoffnung, ihre Mutter und Geschwister wiederzufinden, als sie von der Existenz der Vermisstenrubrik im Southwestern Christian Advocte erfährt, einer Zeitung, die Vermisstenanzeigen von ehemaligen Sklaven abdruckt, die ihre Angehörigen suchen und die in den Gottesdiensten verlesen werden. Benedetta Silva wird in ihrem ersten Jahr als Lehrerin an eine Schule in Augustine/ Louisiana versetzt, wo ihr der Anfang denkbar schwerfällt. Die Schüler sind arm, unmotiviert, kommen - wenn überhaupt - mitunter hungrig zum Unterricht und zeigen wenig Interesse an den Unterrichtsinhalten. Als Englischlehrerin versucht sie ihnen Literatur, die sie selbst liebt, näherzubringen, was die Schüler jedoch wenig beeindruckt oder gar zur Mitarbeit bewegt. Erst als sie in dem Anwesen neben ihrem Wohnhaus eine Sammlung von Büchern entdeckt, kommt ihr die Idee für ein Historienprojekt, das die Schüler mit der Geschichte ihrer Stadt und ihrer Ahnen beschäftigen soll und mit dem sie endlich die Aufmerksamkeit ihrer Schüler bekommt. "Die Glasperlenmädchen" ist ein Roman, der auf zwei Zeitebenen handelt, wobei beide Erzählstränge über die Plantage Gosset Grove in Augustine verbunden sind. Die Geschichte um die ehemalige Sklavin Hannie, die Ende des 18. Jahrhunderts handelt, ist abenteuerlich und zeigt selbst nach der Befreiung der Sklaven den unverhohlenen Rassismus und die Diskriminierung von Farbigen und "Mulatten". Auch wird deutlich, wie schwer es Frauen unabhängig ihrer Hautfarbe zur damaligen Zeit hatten, die von Männern als Freiwild behandelt wurden. Die Sehnsucht der 18-jährigen Hannie nach ihren Angehörigen ist nachvollziehbar und spürbar und auch die Einbindung der Vermisstenanzeigen in die Geschichte, in der Hannie und Juneau Jane auf ihrer Reise selbst Namen sammeln und sie in ihr "Buch der Vermissten" eintragen, ist gelungen. Dennoch fand ich es schwer Zugang zu den drei jungen Frauen und ihren Beweggründen für die Reise zu finden, so dass ich ihren Fortgang phasenweise etwas langatmig und ermüdend beschwerlich empfand. Auch die gegenwärtigere Geschichte um die junge Lehrerin Benny, die mehr als 100 Jahre später handelt, konnte mich nicht so wie erhofft für sich einnehmen. Benny ist eine sympathische junge Frau, die nach der Trennung von ihrem Freund vor einem Neuanfang steht und in Bezug auf ihren Beruf als Lehrerin sehr ambitioniert ist. Auf mich wirkte sie jedoch auch naiv und nicht nachvollziehbar übermotiviert. Sie ist sehr sensibel und sorgt sich um ihre Schüler, dabei aber auch etwas distanzlos, indem sie sie immer wieder als ihre Kinder bezeichnet. Die Geschichte der Stadt und insbesondere der Plantage, auf der so viel Unrecht geschehen ist und die nur beispielhaft für viele andere Herrenhäuser und Großgrundbesitze in den amerikanischen Südstaaten im 19. Jahrhundert steht, blieb mir dabei zu sehr im Hintergrund. Durch den Kontakt zu den Erben hätte der geschichtliche Hintergrund der Plantage noch tiefer erforscht werden und noch einen engeren Bezug zu dem anderen Erzählstrang knüpfen können. So empfand ich beide Handlungsstränge zu lose miteinander verbunden und wurde von keiner der Geschichten gefesselt oder emotional bewegt, auch wenn der historische Hintergrund so viel Leid, Unrecht und Düsternis verbirgt. Nach der ausschweifend erzählten Geschichte empfand ich das Ende abrupt und offenbarte auf wenigen Seiten ein Geheimnis über Benny, das in der Kürze und ohne Bezug zur bisherigen Handlung deplatziert wirkte. Gefallen hat mir jedoch die Botschaft des Romans, dass man die Vergangenheit nicht ungeschehen machen kann, mit ihr Leben muss und seine Lehren daraus ziehen sollte.

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