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Rezension zu
Die Unsterblichen

Schicksal oder freier Wille?

Von: Zeilen der Welt
09.05.2021

Wie würdest du dein Leben führen, wenn du wüsstest, wann du stirbst? Mit dieser Frage werden nicht nur die Protagonist*innen, sondern auch die Leser*innen von „Die Unsterblichen“ konfrontiert. In ihrem zweiten Roman erzählt Chloe Benjamin die Lebensgeschichten der Gold-Geschwister Simon, Klara, Daniel und Varya beginnend im Sommer 1969. Zu dieser Zeit erzählt man sich in der New Yorker Lower East Side hinter vorgehaltener Hand von einer Wahrsagerin, die jedem Menschen den genauen Todestag vorhersagen kann. Neugierig suchen die Geschwister die Wahrsagerin auf – dabei ahnen sie nicht, dass sie dieses Wissen nicht mehr loslassen und ihnen schließlich auch zum Verhängnis wird. Nacheinander werden die Schicksale der vier Geschwister erzählt, angefangen mit dem Jüngsten, Simon, bis hin zur Ältesten, Varya. Dabei drängt sich beim Lesen beständig die Frage nach dem Schicksal und dem freien Willen auf und inwieweit wir unser Leben wirklich selbst in der Hand haben. „Die Unsterblichen“ ist ein sehr nachdenklich stimmendes Buch darüber, inwiefern das Wissen um den eigenen Todestag unser Leben beeinflussen und unser Handeln in bestimmte Wege lenken kann. Mitreißend erzählt Benjamin hier eine ergreifende Familiengeschichte, in der insbesondere die Kinder der Familie Gold im Fokus stehen. Deren Charaktere werden den Leser*innen nur allzu menschlich mit allen Stärken und Schwächen offengelegt, nichts wird beschönigt oder ausgespart. So stürzt sich der lebenshungrige Simon auf der Suche nach Freiheit und Liebe mitten hinein ins Leben, und das zum Teil ohne Rücksicht auf Verluste. Die träumerische Künstlerin Klara begleitet ihn nach San Francisco und geht schließlich in der Welt der Varietés voll auf, wobei sie immer wieder den Bezug zur Realität verliert. Der sicherheitsliebende Daniel dagegen hat nach dem Tod des Vaters recht früh die Rolle des Vernünftigen angenommen, die er auch als Erwachsener – er geht zur Army und wird Arzt – noch voll auslebt. Die älteste Schwester Varya dagegen widmet ihr Leben der Forschung und der Suche nach einer Möglichkeit das Leben zu verlängern. Sie ist klug und vernünftig, gleichzeitig wirkt sie kühl und unnahbar, auch und insbesondere für ihre Geschwister. Benjamin nimmt zwischenmenschliche Beziehungen in all ihren Facetten unter die Lupe und bringt eindrückliche Charakterstudien der doch so unterschiedlichen Geschwister zutage, mit denen man als Leser*in mitfühlt – auch wenn dabei nicht alle Geschwister gleich sympathisch erscheinen. „Die Unsterblichen“ ist eines jener Bücher, das stark zum Nachdenken anregt und auch nach dem Lesen lange nicht loslässt. So wird man auch als Leser*in immer wieder mit der Frage konfrontiert: „Habe ich mein Leben selbst in der Hand? Und wenn ja: wie möchte ich mein Leben führen?“

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