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Rezension zu
Dinosaurier auf anderen Planeten

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Kleine große Dramen

Von: Thomas Lawall
08.05.2021

"Wer sonst nur Romane liest, wird diesen Kurzgeschichten verfallen", heißt es auf dem Buchtitel. Das mag zutreffen, jedoch nicht ganz. Es ist eher so, dass sich die Geschichten irgendwie verselbstständigen. Plötzlich sind sie nicht mehr nur Teile des Buches, denn die Schatten, die sie werfen, können auch die der Leserinnen und Leser sein. Man "verfällt" mitunter den eigenen Geschichten, was immer von ihnen noch übrig sein möge. Danielle McLaughlins Geschichten auf einer Kinoleinwand umzusetzen wäre unmöglich. Es wären Filme ohne Anfang und Ende, also genau das, was das Publikum nicht zu sehen wünscht. Also Szenen, die an das eigene Leben erinnern. Jene Bilder, die sich irgendwie ergeben, die einfach passieren, ohne dass man die Möglichkeit hatte, einzugreifen oder es schlicht versäumt hat. Es geschieht einfach. So, wie die ungeplante Schwangerschaft der 43jährigen Aileen. Der Vater ist ein verheirateter Arbeitskollege. Aileen sollte sich überlegen, was es für seine beiden Söhne bedeuten würde, wenn sie das Kind austragen würde. "Herzlos und egoistisch" sei sie. Dabei sind es noch nicht einmal die einzigen Probleme, die sie hat. Immer mehr Fragen tauchen in den Geschichten auf und immer weniger werden beantwortet. Warum auch. Irgendwie wird es schon weitergehen. Denkt sich sicherlich auch Lily, die auf einer Urlaubsreise in Italien eine Frau kennenlernt, die im gleichen Zug unterwegs ist. Im Prinzip war es das schon, und mehr als das Wiedersehen auf Umwegen passiert vordergründig nicht. Zwischen den Zeilen aber schon. Der einleitende Kameraschwenk über den kleinen Provinzbahnhof in jenes Zugabteil mag ein Sinnbild für die vielen Haltepunkte eines Lebens sein. Es sind diese kleinen Dramen, die eigentlich die großen sind, aber im Alltag gerne kleingeredet oder völlig ignoriert werden, zumindest wenn sie in schöner Regelmäßigkeit die Lebensreise dekorieren. Orientierungslosigkeit wird zum Normalfall. Mit ihrer reich bebilderten Sprache zaubert Danielle McLaughlin ihre Protagonisten aus der glanzlosen Gewöhnlichkeit ihrer Bedeutungslosigkeit in den Rang von Suchenden, die ihren Platz noch nicht gefunden haben, der Lösung dieses Problems aber zumindest dicht auf den Fersen sind. "Der ewige Sieg der Hoffnung über die Erfahrung."

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