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Rezension zu
Über Menschen

Ein Coming-of-Age-Roman für Ü-30-Jährige.

Von: Literaturina
08.05.2021

TW: Tod eines Elternteils, Hirntumor, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus, Suizid, Covid-19, finanzielle Sorgen Dieses wunderbare Buch habe ich zum Großteil innerhalb eines Tages verschlungen! Es ist nach „Unter Leuten“ vor einigen Jahren mein zweiter Roman von Juli Zeh und garantiert nicht mein letzter! Auch war es mein zweites Buch, in dem nicht nur im Nachwort (wie beispielsweise bei „Was wir Frauen wollen“ von Isabel Allende), sondern auch im Plot selbst Bezug auf Corona genommen wird, ja teils sogar eine zentrale Rolle spielt. Vorwiegend am Anfang, während in der zweiten Hälfte noch einmal ganz andere Themen im Fokus stehen. Das Lesen war für mich zudem ein gelungener Rückblick aufs vergangene Jahr. Das Buch ist eine hochaktuelle und hervorragende Gesellschaftsanalyse, gerade in Zeiten von Corona, Klimawandel, Rechtsextremismus und Rassismus, in Roman-Form gegossen. Noch dazu alles andere als bedrückend, zumindest am Anfang. Schön, wenn man zur Abwechslung mal herzlich über die aktuelle Lage lachen kann - und Respekt, dass das jemand, noch dazu auf so kluge Weise, schafft (obwohl sich seit letztem Jahr ja noch nichts wesentlich geändert hat)! Zugleich schafft Juli Zeh es jedoch, die richtigen und wichtigen Fragen zu stellen – zum Beispiel bezüglich Effizienz und welchen Beitrag jeder einzelne gegen den Klimawandel leisten kann. Oder inwieweit die Corona-Regeln der Regierung in der Praxis und je nach Umfeld umsetzbar, logisch und gerechtfertigt sind. Selbst vor dem schwierigen Thema Rechtsextremismus scheut sie sich nicht: So verwerflich das klingen mag - sie stellt Nazis menschlich und als Menschen dar, die genauso mit Ängsten zu kämpfen haben, wie alle anderen, nur eben mit anderen, aber mit Ängsten, die man dennoch ernst nehmen sollte. Sie macht deutlich, dass niemand wirklich etwas Besseres ist, obwohl sich viele dafür halten - und dass das eines der Hauptprobleme ist, das im Wege steht, wenn man miteinander reden muss. Und das muss man langfristig, um Probleme zu lösen. Es hilft nicht, sie unter den Teppich zu kehren. Die Gesamt-Atmosphäre vom Leben auf dem Brandenburger Land hat etwas sehr Heimeliges und konnte mich absolut abholen, mit der provisorischen Lebensweise der Hauptprotagonistin Dora (und ihrer Hündin Jochen-der-Rochen), die mit Ideenreichtum und Tatendrang versucht, das Beste aus ihrer verzwickten Situation zu machen, während sie gleichzeitig ihre (vorübergehende?) Trennung von ihrem langjährigen Freund verarbeitet. Dabei ist sie stets getrieben von dem Bedürfnis, auf eigenen Beinen zu stehen. Hilfe anzunehmen, ist also nicht ihre Stärke, lernt sie im Verlauf der Geschichte aber gezwungenermaßen. Am Ende wird sie selbst zur wichtigen Helferin. Ein bisschen ist dieses Buch deshalb auch eine Art Coming-of-Age-Roman für Ü-30-Jährige. Und natürlich eine große Empfehlung! Danke an das Bloggerportal und den Luchterhand Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

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