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Rezension zu
Krötensex

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Schneller, besser, weiter - bitte beim nächsten Mal noch mehr Tiefe!

Von: Niederrheinblond
08.05.2021

Eine junge Frau auf der Suche nach sich und ihrem „Lifegoal“. Franka Frei bringt mir Krötensex ihren ersten Roman heraus! Bekannt ist vielen die Autorin Franka Frei durch ihr Buch „Periode ist politisch“. Frei setzt sich in ihrem Manifest gegen das Menstruationstabu mit vielen wichtigen Themen auseinander. Umso gespannter war ich, wie Freis erster Roman „Krötensex“ ist. Die Geschichte Protagonistin Frieda ist mitten im Studium. Anstatt in einer hippen Stadt zu studieren, hat es sie für ein Semester nach Amerika verschlagen – in die ostdeutsche Provinz. Während das Studium eher im Hintergrund steht, lernt Frieda verschiedene Männer kennen. Und genau das braucht Frieda zur Zeit: Wo ich mir sonst beim Tanzen vorkam wie ein unbeholfener Bär im Tütü auf einem Jahrmarkt, gaben mir die drei das Gefühl, begehrenswert zu sein. Ich fühlte mich wie eines dieser Mädchen in Filmen. Lustig, sexy, klug und kurzweilig.(S. 89) Nachdem Frieda ihr halbes Jahr in Amerika absolviert hat, geht es für sie zurück in ihre Berliner WG, um ein Praktikum bei einem Fernsehsender zu absolvieren. Gleichzeitig startet sie mit ihrer Zwillingsschwester Freia, die bereits eine kleine Instagram-Berühmtheit ist, eine eigene Instagram-Reihe. Allerdings empfindet sich Frieda im Gegensatz zu ihrer Schwester ständig als zu viel. Ich war die „dicke Schwester.“ Unsympathisch, aufdringlich, zu viel in jeder Pore. (S. 294) Die Frage ist nur, schafft Frieda es, diese Komplexe irgendwann abzulegen und sich selbst als genug zu empfinden? Meine Meinung: Ich brauchte etwas, um in den Roman reinzukommen. Der erste Abschnitt des Buches, indem Frieda in Amerika ist, hat sich für mich etwas gezogen, auch wenn er, im Hinblick auf Friedas weitere Entwicklung, nicht unwichtig ist. Der Leser lernt eine Frieda kennen, die im Großen und Ganzen mit sich im Einklang ist. Amerika war wirklich nicht das, was man sich als Anfang Zwanzigjährige unter der großen Freiheit vorstellte. Aber es war trotzdem irgendwie … nett. Sehr nett! Niemand machte Stress, man kannte sich, bekam an jeder Ecke Tassen geliehen, und zum Studiklub waren es gerade mal fünf Minuten zu Fuß. (…) Mir fehlte Berlin nicht. Ich fühlte mich wohl mit meiner Umgebung. Und vor allem wohl mit mir selbst. (S. 151) Gerade diese Einsicht benötigt es, um den Zweiten, für mich inhaltlich stärkeren Teil, einordnen zu können. Zurück in Berlin gerät Frieda in eine Spirale aus Internetscheinwelt und Dating Dschungel. Sie versucht ihrer Zwillingsschwester Freia nachzueifern und verliert sich dabei immer mehr. Selbst ihren Praktikumsplatz hat sie nur bekommen, weil die Chefin dachte, nicht sie, sondern ihre Zwillingsschwester wäre die Praktikantin. Ich war die Schwester, die zwar immer zu viel war, aber trotzdem niemals reichte. (S. 308) Friedas Leben gerät immer mehr außer Fugen. Sie stellt sich und ihre Entscheidungen auf der einen Seite infrage, treibt sich auf der anderen Seite aber zu Höchstleistungen an. Immer schneller, besser und weiter, sodass der Leser sich nur noch fragt, wann sie zusammenbricht und nicht mehr kann. Mittlerweile war ich ziemlich routiniert darin, die Zeichen meines Körpers dauerhaft zu ignorieren. Hunger, Durst, Angst, Unsicherheit. Der Ausschlag auf meinem Rücken, die schlechte Haut im Gesicht, Durchfall und extrem unregelmäßigen Zyklen. Es war, als würde mein Organismus mit aller Kraft versuchen, mir etwas mitzuteilen. (S. 354) In einer Welt, in der Mittzwanziger im bestenfalls nicht nur ihr Studium mit Bestnoten abgeschlossen haben sollen, sondern auch schon zig Praktikumserfahrungen vorweisen müssen und gleichzeitig auf Instagram ihr tolles Leben präsentieren, trifft genau dieser Teil des Romans den Nerv der Zeit. Gerne hätte ich hier eine tiefere Auseinandersetzung mit diesen Themen gelesen, inklusive Weg aus diesem Teufelskreis. Fazit Ich hatte große Erwartungen an den Roman Krötensex von Franka Frei. Vielleicht, weil ich ihre Auseinandersetzung mit vermeintlichen Tabuthemen gut finde, vielleicht aber auch, weil der Klappentext viele aktuelle Themen verspricht. Am Ende waren mir einige Kapitel zu lang gezogen und dafür kamen einige relevante Themen zu kurz.

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