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Rezension zu
Alle drei Tage

Femizide

Von: Elena_liest
10.04.2021

Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann, seine Frau umzubringen. Alle drei Tage sind diese Mordversuche von (Ex-)Partnern erfolgreich. Die Morde von fremden Männern an Frauen sind in diesen Zahlen nicht inkludiert. Laura Backes und Margherita Bettoni widmen sich in ihrem Buch "Alle drei Tage: Warum Männer Frauen töten und was wir dagegen tun müssen" genau diesem Thema: den Femiziden. Diese Bezeichnung der Morde an Frauen ist in Deutschland noch lange nicht etabliert, das Wort ist sogar erst seit 2020 im Duden zu finden. Warum das so problematisch ist und wie Femizide in Deutschland von Polizei, Justiz und Medien behandelt werden, wird in diesem Sachbuch von den Autorinnen besprochen. Zudem geben sie einen kurzen Einblick in die Lage anderer Länder bezüglich der Femizide und finden einige Anregungen, wie man Präventionsarbeit leisten kann. Laura Backes und Margherita Bettoni machen zu Beginn des Buches auch klar, dass nicht nur Frauen von Femiziden betroffen sind, sondern beziehen auch Transfrauen und Non-binäre in ihr Buch mit ein. Zwischen den verschiedenen Themen finden sich immer wieder Protokolle von Frauen, die einen Femizid überlebt haben und ihre Geschichte erzählen. Diese Protokolle waren zwar sehr hart zu lesen, gerade deshalb denke ich aber, dass es besonders wichtig war, sie in dieses Buch aufzunehmen. Theoretisch über Femizide zu lesen ist zwar nicht leicht, man kann aber trotzdem noch mit einem gewissen inneren Abstand davon das Buch zur Hand nehmen. Durch die Erzählungen der Frauen werden die Lesenden aber viel mehr involviert, es fällt schwer, da noch wegzuschauen oder das Problem als Einzelfall abzutun. Was ich besonders gut fand, war das Kapitel der Autorinnen über die Berichterstattung in den Medien. Wir kennen sie alle, diese Überschriften: "Beziehungstat" - "Eifersuchtsdrama" - "Familientragödie" und, und, und. Sie alle haben gemeinsam, dass sie den Mord verharmlosen und sogar ein gewisses Verständnis für den Täter schaffen. Dieses Narrativ zieht sich dann bis vor Gericht durch. Deshalb ist es so wichtig, unsere Sprache hinsichtlich der Frauenmorde zu ändern und endlich den in anderen Ländern bereits etablierten Begriff "Femizide" dafür zu verwenden. In Frankreich, Argentinien, Spanien oder Mexiko sind die Menschen aufgrund der Femizide und Gewalt gegen Frauen längst auf die Straße gegangen, sie sind laut geworden und protestieren. In Deutschland geschieht bisher wenig bis nichts dergleichen. Das finden die Autorinnen problematisch - und ich auch. Wir müssen dieses gesellschaftliche und strukturelle Problem endlich offen besprechen und angehen. Auch wenn das Buch mir an vielen Stellen nicht tief genug greift (ich hätte mir in den thematischen Kapiteln ein paar Seiten mehr gewünscht), finde ich, dass es einen sehr guten Einstieg in das Thema Femizide bietet und ein Grundbewusstsein schafft, das dringend notwendig ist. Ich spreche daher eine Leseempfehlung mit Triggerwarnung aus. Darüber hinaus kann ich euch empfehlen, den Podcast "Vergessen: Die Frauenmorde von Juárez" anzuhören. Im Buch werden die Femizide in Mexiko auch kurz thematisiert, im Podcast werden sie vertieft und eindrücklich besprochen.

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