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Rezension zu
Frühling

Die Hoffnung bleibt

Von: Elke Heid-Paulus
07.04.2021

Ali Smith‘ Jahreszeitenquartett als Romane zu bezeichnen, wird diesen Büchern nicht gerecht. Es sind Chroniken, außergewöhnliche Belletristik, die von der Lage der Nation, von Strömungen und Stimmungen innerhalb der Gesellschaft berichten. Und ihre Aussagen sind, obwohl der Fokus auf Großbritannien liegt, dennoch übertragbar auch auf andere Länder. „Frühling“, die Zeit der Hoffnung auf Veränderung. Zwei Erzählstränge und vier Menschen bestimmen die Handlung, die sich aus vielen Vignetten zusammensetzt: Paddy, die witzige, intelligente Drehbuchautorin, deren Tod ihren Freund und Kollegen Richard im Innersten erschüttert, ihn sich, sein Tun und sein Leben komplett in Frage stellen lässt. Der ohne konkretes Ziel in einen Zug gen Norden steigt, um seinem Leben dort ein Ende zu setzen. Brit arbeitet seit kurzem für eine Sicherheitsfirma in einem sogenannten Durchgangszentrum für Asylbewerber nahe der englischen Hauptstadt, das längst seine ursprüngliche Funktion aufgegeben hat. Migranten werden in diesem völlig überfüllten Lager unter unmenschlichen Zuständen über lange Zeiträume interniert. Niemand interessiert sich für sie, für ihre Geschichte, die Gründe ihrer Flucht. Das Auftauchen der zwölfjährigen Florence setzt einen Prozess in Gang, gibt Denkanstöße. Sie überzeugt Brit, das Lager zu verlassen und mit ihr in einen Zug zu steigen. Nach Norden, wo sich ihr Weg mit dem von Richard kreuzen wird. Die Autorin betrachtet die politische Gegenwart durch die Augen einer Kunstschaffenden, stellt Bezüge her zwischen Gesellschaft und Werken aus Literatur und Malerei, veranschaulicht dies durch Analogien, schleift so auf den ersten Blick die Kanten ab, macht sie aber im genaueren Hinsehen um ein Vielfaches eindrücklicher. Poetisch, empathisch und äußerst kraftvoll erinnert sie uns daran, dass wir zwar nur ein unbedeutendes Rädchen im Getriebe des Jahreslaufs sein mögen, aber dennoch die Möglichkeit haben, die Richtung zu bestimmen und Veränderungen einzuleiten.

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