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Rezension zu
Die Stadt der Träumenden Bücher

Wie Hildegunst zum Dichter wurde oder: Eine Liebeserklärung an das Medium "Buch"

Von: eschenbuch
28.03.2021

Inhalt: Auf dem Sterbebett überreicht Danzelot von Silbendrechsler seinem Dichtpatensohn Hildegunst von Mythenmetz das Manuskript eines anonymen Autors. Das Manuskript ist kurz, aber vollkommen; das Beste, was Danzelot und Hildegunst jemals gelesen haben. Um die Identität des Autors aufzuklären, reist Hildegunst nach Buchhaim, der Bücherhauptstadt Zamoniens. Persönliche Meinung: "Die Stadt der Träumenden Bücher" von Walter Moers ist der vierte Teil des Zamonien-Zyklus. Der Protagonist ist diesmal der große Lindwurm-Dichter Hildegunst von Mythenmetz, der bereits kurz im "Blaubär" und "Rumo" namentlich genannt worden ist und u.a. "Ensel und Krete" "geschrieben" hat. Wie der Titel schon ankündigt, dreht sich die "Die Stadt der Träumenden Bücher" inhaltlich um das Medium "Buch", Literatur und den Literaturbetrieb. Der Handlungsort ist Buchhaim, eine kleine, verwinkelte Stadt für Buchliebhaber. Dort tummeln sich (gefallene) Schriftsteller, Dichter und (gedungene) Literaturkritiker. Antiquariat reiht sich an Antiquariat und abends finden kostenfreie Lesungen statt. Aber das ist nur die touristenfreundliche Seite Buchhaims: Unterhalb der Stadt befindet sich ein ausuferndes Labyrinth, in dem die seltensten Bücher zu finden sind und skrupellose Bücherjäger ihr Unwesen treiben. Sowohl Buchhaim als auch das unterirdische Labyrinth sind atmosphärisch dicht und detailliert beschrieben. Während es im ersten, in Buchhaim spielenden Teil eher ruhig zugeht (hier wird eine schön gemütliche Bücherstadt-Atmosphäre aufgebaut), werden im zweiten Teil, der im Labyrinth spielt, dezente Gruselakzente gesetzt, die an Schauerliteratur erinnern (ein unterirdisches Schloss, Monster/Geister, dämmerige, verwinkelte Gänge). Spannung wird durch die Suche nach dem Manuskript-Autor erzeugt. Auch in diesem Roman hat Moers wieder viele Wortspielereien eingebaut. Diesmal häufig in Form von Anagrammen, die auf reale Autor*innen anspielen (um nur ein Beispiel zu nennen: "Ojahnn Golgo van Fontheweg" alias - na, wer erkennt's? :D). Eigenschaften dieser realen Vorbilder werden außerdem teilweise parodiert. Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive Hildegunsts, der sympathischer gezeichnet ist als in "Ensel und Krete". Zum Handlungszeitpunkt von "Die Stadt der Träumenden Bücher" ist Hildegunst noch kein gefeierter Dichter, sondern steht gerade erst am Anfang seiner Karriere. Der Roman nimmt daher - besonders im letzten Teil - Züge eines Künstlerromans an: Wir begleiten Hildegunst auf seiner Dichter-Werdung, wobei auch, wie man es von Moers kennt, unkonventionelle Wege gegangen werden. Insgesamt ist "Die Stadt der Träumenden Bücher" eine Liebeserklärung an die Literatur, die durch dezente Schauerakzente und den Moersschen Wortwitz überzeugt.

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