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Rezension zu
Gretchen

unbedingt lesen

Von: Eva
27.05.2015

Es gibt Bücher, die faszinieren mich noch ehe ich sie angefangen habe zu lesen. Nicht mal wegen des ersten Blicks, sondern weil ich erahne, was hinter ihnen steckt, welche Abgründe sich auftun können und welche Wortzaubereien mich gefangen nehmen können. So war das auch bei Gretchen von einzelkind, erschienen im November 2014 bei Heyne mit 240 Seiten. Gretchen Morgenthau ist die Frau Intendantin, im Ruhestand. Sie beherrscht die Welt, ob die Welt das nun will oder weiß - ist auch egal. Als sie es mal wieder zu bunt treibt wird sie kurzerhand in die Einöde verbannt, wo sie ein Theaterstück inszenieren soll. Dort trifft sie auf einen schleimenden Bürgermeister, einen überengagierten Pseudo-Kulturellen und einem Assistenten, der eigentlich nur eines will. Seine Ruhe. Ruhe ist es aber, was Gretchen auf den Tod nicht ausstehen kann. Und so ist eines vorprogrammiert: Jede Menge Theater. Der Autor einzelkind schafft mit seinem Pseudonym schon eine Inszenierung seiner Person. Auch Gretchen inszeniert vor allem eines: sich selbst. Von Theater hat sie gar nicht mal so viel Ahnung, wie zu vermuten wäre. Vom Leben auch nicht. Und doch ist das Buch ein grandioses Schauspiel in Prosa, eine Hommage an das Leben und die besonderen Figuren, die sich eigentlich kaum jemand ausdenken kann. Grandios ist auch der Stil, der zwischen knallharter Realität und unglaublichem Humor schwankt. Tränen, Lachen, Staunen, Erfahren. Absolut unsympathisch kommt Gretchen daher, ein Phänomen. Vielleicht will der Leser nur wissen, was auf sie zukommt, welche Hürden es gibt und welches Ende geschrieben ist. Ein Aufruf auch an unsere globale Welt, die so zusammengerückt ist. Immerhin ist auch das Inselchen, auf das Gretchen kommt, keineswegs vom Internet abgeschnitten. Nur die Menschen ticken noch anders – manche sogar total. Motivisch ist das Buch hoch interessant und eine wahre Freude für Literaturwissenschaftler wie mich. Mode ist da so ein Thema, großartig ausgearbeitet, immer mit dem Hauch des Paradoxen versehen. Oder die Vögel der Insel, von denen Gretchen einen rettet, pflegt und verhätschelt. Und natürlich das große Finale, der letzte Akt, auf den alles hinausläuft. Unbedingt lesen!

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