Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Die Nacht des Zorns

Die wilde Jagd in der Normandie

Von: Myriade
04.03.2021

Ich glaube, ich habe ziemlich alle Krimis von Fred Vargas gelesen, manche auf französisch , manche in deutscher Übersetzung. Frédérique Audoin-Rouzeau ist von ihrer Ausbildung her Historikerin und Mittelalterarchäologin mit zusätzlichem Schwerpunkt Archäozoologie. In diesem Bereich arbeitet sie auch. Fred Vargas ist nicht eine, die ihre Bücher im Akkord schreibt, eines alle zwei Jahre, höchstens, eher weniger. Sie stammt aus einer künstlerisch-intellektuellen Familie und ist neben Ruth Rendell und Batya Gur eine meiner liebsten Krimiautorinnen. Diese drei Autorinnen haben gemeinsam, dass in ihren Büchern die Krimihandlung im Grunde nur ein Vorwand für Milieuschilderungen oder Psychogramme ist. Es gibt zwei verschiedene Universen bei Vargas, aber in den letzten Büchern geht es hauptsächlich um Kommissar Adamsberg und seine Truppe. Manchmal überlappen sich aber die Universen und es tritt auch die eine oder andere Figur aus der jeweils anderen Welt auf. In den Krimis von Fred Vargas tummeln sich sehr ungewöhnliche, skurrile Personen. Sie läßt die Skurrilität aber nie in Klamauk umkippen. Kommissar Adamsberg ist ein sehr ungewöhnlicher Mensch und seine Truppe steht ihm an Skurrilität in nichts nach. Jede einzelne dieser Figuren inklusive der Kommissariatskater wird, man könnte sagen in liebevoller Schonungslosigkeit beschrieben. Viele von ihnen könnten sich aufgrund ihrer diversen psychischen und sonstigen Probleme kaum in ein „normales„ Leben eingliedern, aber Adamsberg führt seine Truppe höchst erfolgreich auf seine Art mit klarem Blick im Nebel und holt aus allen ihre ganz speziellen Qualitäten heraus. Mir kommen Vargas Bücher immer vor, wie ein Plädoyer für die Buntheit und Vielfalt menschlicher Gesellschaften. Eigenschaften, die man auf den ersten Blick eindeutig als Schwächen einstuft, entpuppen sich in manchen Situationen als ganz große Qualitäten Dieses Buch ist weder ihr bestes, noch das letzte, das erschienen ist. Ich habe es trotzdem gerne gelesen. Vargas bleibt ihrem Muster treu, seltsame mythologische Geschehnisse darzustellen, die dann langsam, mit archäologischer Akribie in ihren wahren Zusammenhang gestellt werden. Manchmal ist der Ort der Handlung Paris, oft andere französische Regionen oder auch andere Länder. In diesem Buch geht es um eine Art lokale wilde Jagd in der Normandie, die über einen bestimmten Waldweg reitet und nur von manchen Menschen gesehen werden kann. Diese besonderen Menschen werden im Ort gefürchtet, weil sie nicht nur die Mitglieder des „Wütenden Heers“ (L´Armée furieuse) sondern auch die von ihnen ergriffenen sehen können. Die Ergriffenen sind Menschen, die bald sterben werden. Die Schilderung des Lebens in einer kleinen normannischen Gemeinde samt ihrer lokalen Wilden Jagd hat mir gut gefallen, wenn sie auch nicht an die Spitzenbücher von Vargas (vor und nach diesem) herankommt. Dieser Text ist in einer deutschen Übersetzung von Waltraud Schwarze 2011 im Aufbau Verlag erschienen und nun bei Blanvalet, einem Mitglied der Penguin-Randomhouse Gruppe noch einmal in der gleichen Übersetzung. Die Übersetzung des Titels finde ich in seiner Doppelbedeutung sehr gelungen. Warum für eine Neuerscheinung gerade dieser Text ausgewählt wurde, wird der Verlag wissen.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.