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Rezension zu
Die Nachbarin

Gutes Drama, aber kein Thriller

Von: Bücherwürmle
18.02.2021

Wenn Harriet durch die dünnen Wände ihrer Wohnung den Geräuschen ihrer Nachbarn lauscht (und deren Social Media überprüft), wird sie wahnsinnig eifersüchtig: Hübsche nette Frau, hübscher netter Mann, traumhafte Beziehung, vermutlich bald mit niedlichen Kindern. Das ganze durch Erfolg im Job in einer ziemlich teuren Wohnung. Harriet selbst hingegen hat nach ihrem Neustart wegen einer üblen Tat in ihrer Vergangenheit noch nicht einmal Freunde. Eine Beziehung erst recht nicht. Also sitzt sie allein in ihrer Wohnung und spioniert ihre Nachbarn aus, sofern sie keine Parties mit lauter Fremden in ihrer Wohnung feiert. Der/die Lesende lernt allerdings auch die andere Seite der Wand kennen: Lexie, in einer unter unerfülltem Kinderwunsch zunehmend leidenden Beziehung, den Job umgestellt, in einer Wohnung die sie und ihr Mann sich nur durch praktische Kontakte und deren Unterstützung leisten können. Auch Lexie hört ihre Nachbarin und ist von Neid erfüllt: Regelmäßige Parties, ein offensichtlich erfülltes Liebesleben, künstlerische Tätigkeit. Wow! Man sieht, jede kennt die andere nur zum Teil und wird entsprechend neidisch. Harriet wird allerdings so sehr von Neid zerfressen, dass sie fest entschlossen ist, das Leben von Lexie zu übernehmen. Und da immer wieder klargemacht wird, dass sie in der Vergangenheit grausame Dinge getan hat, wird das ziemlich beunruhigend... Tolle Idee für eine Story! Aber: letztlich mehr ein Drama als ein Thriller, aber ein gutes Drama :D Ich habe bei dem Klappentext heftige Dinge erwartet, stattdessen hat sich die Geschichte eher gemächlich fortbewegt. Harriets Aktionen sind zwar echt böse und haben massive Auswirkungen auf Lexie, aber bis es sich so sehr zuspitzt wie in der Beschreibung angedeutet, hat man fast das ganze Buch durch. Das gemächliche Tempo mag auch daran liegen, dass man die Geschichte quasi doppelt liest, aus beiden Perspektiven. Das ist keineswegs unangenehm, sondern vertieft die Geschichte und hat mir einen besseren Überblick verschafft, als ich sonst beim Lesen bekomme. Sehr angenehm! In der Geschichte wird sehr oft auf die grausame Tat aus Harriets Vergangenheit hingewiesen. Ich wollte es unbedingt endlich wissen, weil es ständig erwähnt wird. Das Resultat war dann... nun ja. Unterwältigend, einfach weil es vorher so stark gepusht wurde. Außerdem hätte ich mir gewünscht, dass das Thema des unerfüllten Kinderwunsches im Klappentext genannt wird. Es wird so ausführlich darauf eingegangen, was das alles mit Lexie’s Psyche macht, vor allem wenn sie im Alltag unvorbereitet mit dem Thema Schwangerschaft konfrontiert wird. Da hätte man zumindest daran denken können, dass es Leser*innen durch die plötzliche so ausführliche Konfrontation damit in einem Buch das gleiche auslösen kann. Das hätte auch nicht gespoilert, denn der unerfüllte Kinderwunsch wird schon auf Seite 1 von Lexies erstem Auftritt thematisiert. Wobei ich ein darauf fokussiertes Buch wohl auch eher nicht ausgewählt hätte, die reine Psycho-Nachbarin klingt natürlich besser und ansprechender für die Masse. Ich hatte trotzdem viel Spaß an dem Buch und habe an einem Tag etwa die letzten 250 Seiten bis zum Ende verschlungen. Ich finde nur, dass durch Genre und Klappentext ganz andere Erwartungen geschaffen wurden und durch andere Einordnung viel der Enttäuschung anderer Leser hätte vermieden werden können. Viele haben etwas richtig böses rasantes erwartet. Also falls euch meine Beschreibung nun anspricht, empfehle ich es trotzdem weiter. Aber eben als Drama.

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