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Rezension zu
Periode ist politisch

Ein Buch voller interessanter Informationen, dass mit dem Menstruationstabu bricht.

Von: Lesefruechte
14.02.2021

Unauffällig und leise, hinter vorgehaltener Hand frage ich meine Freundinnen, ob sie zufällig eine Binde oder Tampon für mich haben, da ich unerwartet meine Erdbeerwochen bekommen habe . Als mir unter den Tischen entlang, so dass niemand davon Wind bekommt, eine Binde gereicht wird, lasse ich sie blitzschnell in einer meiner hinteren Hosentaschen verschwinden und mache mich auf den Weg zur Toilette. Dort öffne ich die Plastikverpackung der Binde möglichst langsam und vorsichtig, damit das Aufreißen ja keine Geräusche erzeugt und jemand erfährt, was ich hier gerade tue. Dieselbe oder eine ähnliche Situation haben wahrscheinlich schon viel menstruierende Personen in der Schule, Uni oder am Arbeitsplatz erlebt. Sie verdeutlicht idealtypisch, wie die Menstruation in unsere Gesellschaft tabuisiert wird, und diese Tabus auch uns prägen und beeinflussen. In ihrem Buch „Periode ist politisch. Ein Manifest gegen das Menstruationstabu“ bricht die Autorin Franka Frei mit diesem Menstruationstabu , räumt mit den Mythen über die Monatsblutung auf und plädiert dafür, über die Periode offen zu sprechen und sie als etwas ganz Normales zu begreifen, das die Hälfte der Menschheit monatlich trifft, das nichts unreines, schmutziges oder etwas ist, das andere krank macht und Unheil bringt. Dabei begreift sie das Menstruationstabu als weltweites Phänomen, spricht mit verschiedenen Menstruationsaktivistinnen in anderen Ländern, z. B. Indien, Pakistan und Bangladesch, und zeigt auf, welche Auswirkungen der weltweite Konsum von Menstruationsprodukten, die nur einmal genutzt werden können, auf andere Länder hat, und wie Religionen, Philosophen, Wissenschaftler*innen und Politik*innen zur Verfestigung und Vertiefung des Menstruationstabus beigetragen haben und beitragen. Neben der Menstruation geht Franka Frei auch auf andere Aspekte ein, die den weiblichen Körper betreffen, wie Unkenntnisse über Zyklus, Lust und Sexualität sowie Vagina und Vulva. Die 19 Kapitel des Buches sind in jeweils noch in kürzere Abschnitte aufgeteilt und dadurch klar gegliedert. Der Schreibstil ist sehr umgangssprachlich, teilweise humorvoll und einfach gehalten, sodass das Lesen leicht fällt und man nicht über Fachbegriffe stolpert. Freilich birgt der Schreibstil auch die Gefahr zu großer Oberflächlichkeit. Die Autorin behandelt in dem Buch wichtige Themen, die Einfluss auf alle menstruierenden Menschen haben und geht selber als Tabubrecherin voran. Dabei verfällt sie nicht in eine eurozentrische Perspektive, sondern denkt das Menstruationstabu und die Menstruation auch intersektional und zeigt andere Perspektiven abseits der westlichen Kultur auf, ohne diese im Vergleich abzuwerten, auch wenn sie natürlich das Tabu an sich kritisiert. Durch den Schreibstil und den Humor macht sie das Buch für eine breite Masse von Leser*innen attraktiv, die keine schwerverständliche wissenschaftliche Abhandlung über das Thema lesen wollen. Das Buch ist wirklich interessant und aufschlussreich, die Thesen werden durch Studien oder persönliche Anekdoten untermauert. Jedoch führt die große Populärwissenschaftlichkeit dazu, dass viele Themen nur in Kürze angerissen werden und ein grober Überblick geliefert wird, wo die Autorin ein Thema tiefer und ausführlicher behandeln hätte müssen. Ferner habe ich starke Probleme mit den Quellenangaben. Es gehört zwar zu populärwissenschaftlichen Büchern dazu, dass meist auf Quellen verzichtet wird, jedoch war es sehr verwirrend, dass das eine Zitat oder die eine Studie zwar durch eine Fußnote gezeichnet sind, die nächsten dann aber schon wieder nicht mehr. Hier hätte ich mir eine einheitliche Kennzeichnung der Quellen gewünscht, für deren Fehlen auch Lektorat und Verlag verantwortlich sind. Für Menstruierende oder nicht-Menstruierende gibt das Buch einen sehr guten Überblick über die Problematiken, die mit dem Menstruationstabu und allgemein der mangelnden Kommunikation über den weiblichen Körper auftauchen; das Buch führt eindrucksvoll vor Augen, wie das Tabu patriarchale Strukturen weiter stützt. Es eignet sich daher besonders für Einsteiger*innen, die sich bis jetzt noch nicht so stark damit auseinandergesetzt haben. Kennt man sich jedoch schon etwas aus, bietet das Buch leider nicht allzu viel Neues, sondern nur vereinzelte Ergänzungen.

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