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Rezension zu
Die F*ck-it-Liste

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Bösartige Polit-Satire und noch viel mehr

Von: Thomas Lawall
30.01.2021

Die Diagnose kam nicht überraschend. Frank Brill ist unheilbar an Krebs erkrankt. Sein Arzt versteht ihn nicht, denn Frank interessiert sich nicht für die Möglichkeiten verschiedener Therapien. Für ihn ist es Zeitverschwendung, denn mit dem "mörderischen Eindringling in seinem Unterleib" hat er sich längst arrangiert und gelernt, ihn "wie einen alten Freund willkommen zu heißen". Der ehemalige Chefredakteur eines Lokalblatts in Schilling/Indiana hat nach privaten Katastrophen keinerlei privaten Bindungen mehr und sieht sich jetzt in der Lage, einen Plan nun endlich in die Tat umzusetzen. Jene Liste mit Namen und den entsprechenden Akten kann jetzt abgearbeitet werden. Frank macht sich auf den Weg. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Eine lange Strecke erwartet ihn. Über St. Louis nach Oklahoma City würden es mehr als zwölf Stunden Fahrt sein. Es ist niemand da, von dem er sich verabschieden könnte. Von seinem Haus verabschiedet er mit jenen Worten, die einst sein Sohn gesprochen hatte ... Die Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 2026: Trumps zweite Amtszeit ist Geschichte. Präsidentin ist nun seine Tochter Ivanka. John Nivens bittere Zukunftsvision spielt in einem durch Populismus tief gespaltenen Land. Im Gewand eines erbarmungslosen Rachethrillers führt die Geschichte kreuz und quer durch ein Land, das, analog zur Krankheit der Hauptfigur, von Krebsgeschwüren und Metastasen der Fremdenfeindlichkeit und des Rechtsradikalismus durchsetzt und hochgradig befallen ist. John Niven geht in diesem Werk erstaunlich nüchtern und auf leichtem sprachlichem Gerüst zur Sache, so als ob er sich dem zitierten orwellschen Zitat, jener Bauanleitung für perfekte Prosa, uneingeschränkt verpflichtet fühlen würde. Man hat tatsächlich jederzeit das Gefühl, die Geschehnisse durch eine "Fensterscheibe" zu beobachten. Die F*ck-it-Liste ist ebenso eine bösartige Polit-Satire wie ein blutiger Thriller, eine Dystopie als Abziehbild möglicher gesellschaftlicher Entwicklungen und befriedigt so ganz nebenbei das, was man schon immer über Selbstjustizphantasien wissen wollte, aber bisher nicht zu fragen wagte.

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