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Rezension zu
Männer in Kamelhaarmänteln

Heidenreich plaudert herrlich locker über Kleider

Von: Buch-Lady
09.01.2021

Elke Heidenreich hat ein Buch über Kleidung geschrieben – wirklich? Modeikone wäre nicht das erste Wort, das mir bei der Heidenreich in den Sinn kommt. Wieso schreibt jemand, dem kaum etwas ferner zu liegen scheint, als die aktuelle Mode „Kurze Geschichten über Kleider und Leute“? Na, gerade deshalb! Elke Heidenreich kann so wunderbar erzählen! Kleidungsstücke sind der Aufhänger, durch den sie sich an Begebenheiten erinnert, an Lebensalter und Menschen. In völlig ungeordneter Reihenfolge erzählt sie, was sie als Kind tragen musste, von ihrem derzeitigen Lieblingsjackett oder welches Kleidungsstück ihr Mann bei einem Ehekrach getragen hat. Ich bin normalerweise kein Fan von Hörbüchern, habe mich hier aber ganz bewusst für dieses Format entschieden, da die Autorin es selbst spricht. Diese CDs zu hören fühlt sich an, als säße man neben Elke Heidenreich gemütlich auf dem Sofa, während sie locker über Gott und die Welt plaudert. Schön! Herzerwärmend ist, dass Elke Heidenreich gerade das Alltägliche an Kleidung beschreibt, etwa das Loch im Lieblingspulli, das aus Nachlässigkeit mit Garn der falschen Farbe geflickt wurde. Oder das grässlich grelle Licht in Umkleidekabinen in der Damenwäscheabteilung, das dafür sorgt, dass frau einfach nur sterben will und die Bekanntschaft mit dem eigenen Spiegelbild leugnet. Anhand von besonderen Kleidungsstücken erinnert sich die Autorin an den Vater, an Freundinnen oder an eigene Lebensphasen, für die ein bestimmtes Stück einfach bezeichnend gewesen ist. Sie beschreibt auch ihre Vorliebe für riesengroße weiße Nachthemden von holländischen Flohmärkten, die sie allen herzen- und bärchenbedruckten Schlafanzügen aus dem Kaufhaus vorzieht. In manchen Geschichten nimmt sie uns mit in die große weite Welt. Herzlich gelacht habe ich über ein von ihr geführtes Interview mit Karl Lagerfeld in einer Talkshow, bei dem sie den großen Karl enttarnte, der versehentlich eine schwarze und eine dunkelblaue Socke für den Fernsehauftritt angezogen hatte. Oder ihre Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele, deren Bedeutung sie etwas unterschätzt und deshalb ein etwas zerschlissenes Kleid ihrer Mutter von 1935 angezogen hatte. Elke Heidenreich ist so herrlich menschlich und unperfekt, wenn sie berichtet, wie jemand Marie Kondos Aufräummethode „Onki Donki“ nennt, weil diese sich den Namen der Japanerin nicht merken konnte. Stets geht es Elke Heidenreich darum, dass man gern Freude an schöner oder teurer Kleidung haben darf, dass Kleidung aber nicht alles ist und frau sich in erster Linie darin wohlfühlen sollte. Richtig so! Eine bunte Sammlung von heiteren, herzerfrischenden Geschichten, die niemand so komisch erzählen kann wie Elke Heidenreich. Eine Ermutigung für alle Modeverweigerer und Menschen, die im Leben noch anderes vorhaben, als auf ihr Styling zu achten. Genau das richtige für den Coronawinter!

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