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Rezension zu
Wem erzähle ich das?

Fantasievolle Mischung aus Geistergeschichte und Literaturvorlesung

Von: Kate Rapp
27.12.2020

Eine namenlose Protagonistin trauert um ihre verstorbene Partnerin, ein Jahr und ein Tag ist dieser Verlust nun her, da taucht ihr Geist mit Sprachstörungen wieder auf und setzt sich an ihren Schreibtisch, um zu arbeiten. Die verstorbene Schriftstellerin sollte Vorträge für Studenten halten, unter anderem über Zeit und Form in der Literatur. Und während sie Tag für Tag wieder kommt, immer etwas zerlumpter und in fortschreitender Verwesung, setzt Ali Smith die Kapitel für uns zusammen und es ergibt sich im Zusammenspiel diese wunderbare Mischung aus Geistergeschichte und Literaturvorlesung (tatsächlich von Ali Smith am St. Annes College in Oxford gehalten) Die Themen, die Ali Smith abhandelt sind neben Zeit und Form auch Grenzen und Spiegelungen. Doch vor allem ist es die Phantasie, der sie einen großen Raum gibt, die der Zeit und dem Tod ein Schnippchen schlägt und den zerfledderten schnarchenden Geist der Geliebten als Adressat für ihre Gefühle, Fragen und Dialoge zurück bringt. „Die Phantasie übertraf alles, was ich ihr zugetraut hatte.“ Die Anmerkungen der Erzählerin, die in einer Baumschule arbeitet, zu den Vortragsnotizen der Verstorbenen erschienen mir wie ein Zwiegespräch von Ali Smith mit sich selbst, in dem sie ihre gehaltenen Vorträge um fantasievoll skurrile Ausschmückungen erweitert, hinter die Spiegel und in Götter- und Unterwelten springt, um zu beweisen, dass Literatur und Kunst den Tod überdauern. „Artful“ heißt der Roman im englischen Original, eine Anspielung auf den immer wieder zitierten Artful Dodger, eine Figur aus dem Roman Oliver Twist, der sich als Hauptthema durch die gesamte Erzählung zieht, sowie auf die kunstvoll beschriebene Vielfältigkeit der Kunst. Es ist ein gleichzeitig unterhaltsames und kluges, in seinen Anspielungen auf Wilde, Dickens, Shakespeare, Atwood, Sappho, Plath, Colette und Mantel sowie Filme von Hitchcock oder Charly Chaplin und Kunst von Dali und Carrington überbordendes, äußerst lehrreiches Werk, eine Hymne auf die verbindende Kraft der Kreativität und wie alle Bücher von Ali Smith ist auch dieses wieder sehr empfehlenswert!

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