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Rezension zu
Wie man wird, was man ist

Ein kleines Buch mit großem Inhalt

Von: umgeBUCHt
25.12.2020

„Die Geschenkausgabe mit der abgerundeten Ecke: anspruchsvolle Haptik, hochwertiges Papier, mit Lesebändchen, kleines Format“ heißt es in der Beschreibung. Als ich das Buch dann zum ersten Mal in Händen halte, bin ich noch ein wenig skeptisch. Nicht aufgrund des Inhalts, denn von Irvin D. Yalom las ich bereits einiges und war von seinen philosophisch psychologischen Romanen ebenso begeistert, wie von den Büchern, in denen er über seine Arbeit als Psychotherapeut berichtet. Inhaltlich bewege ich mich hier auf sicherem Terrain, davon bin ich überzeugt. Aber dies ist nun das erste Buch, das ich in einer dieser kleinen Ausgaben besitze, die gerade einmal 10 x 14.6 cm bemisst und 640 Seiten zwischen 2,8 Zentimetern beherbergt. Niedlich finde ich das Buchformat, das sich so einfach für unterwegs in Handtasche oder Rucksack packen lässt und schließe es gleich in mein Herz. Aber ob sich dieses Buch auch komfortabel lesen lässt? Ich bezweifle dies ein wenig, bin aber dennoch bereit es einfach mal auszuprobieren: Und ich bin überrascht, ja sogar begeistert. Denn dieses Buchformat scheint wie für meine Hände gemacht, auch wenn ich diese nicht unbedingt als zierlich bezeichnen würde. Das Buch liegt angenehm darin und ist keineswegs zu klein. Auch die Schrift ist nicht in einem Maße verkleinert worden, dass es mir unangenehm auffallen würde. Eher sorgt dieses spezielle Format dafür, dass sich das Lesen dieses Buches von den üblichen Größen abhebt und zu einem besonderen Leseerlebnis werden lässt. Hinzu kommt natürlich auch, dass der Inhalt dieses Buches für mich ein besonderer ist, weil es sich um die Autobiografie eines von mir sehr geschätzten Autoren handelt. Irvin D. Yalom gibt in „Wie man wird, was man ist – Memoiren eines Psychotherapeuten“ Einblick in seinen beruflichen Werdegang, nimmt aber auch mit in seine Kindheit und in gibt Privates preis. Das alles macht er aus der Sicht eines Mitte achtzigjährigen Mannes, wobei das Wissen eines in Psychologie und Philiosphie bewanderten Menschen mit reichhaltiger Lebenserfahrung aus ihm spricht. Durch ihn erlebt man ein Stück Geschichte der Psychotherapie und wie sein Einsatz auch die Gruppentherapie im Laufe der Jahre etablieren konnte. Aber es ist keine Selbstlobhudelei, die aus ihm spricht, sondern man lernt einen sympathischen Mann kennen, der berichtet, der manchmal unkonventionell sein kann, aber auch zu seinen Fehlern steht und in schwierigen Lebenslagen selbst gelegentlich Hilfe bei anderen Psychotherapeuten gesucht hat. Außerdem lernt man den über Achtzigjährigen kennen, der mit den Einschränkungen des Älter Werdens und den damit verbundenen Sorgen zu tun hat. Hierbei von Ängsten zu sprechen, wäre unpassend, denn sein insgesamt doch eher lockerer Umgang mit dem Alter und seinen Gedanken über das Ende des Lebens, die sich wohl aus seiner langjährigen Arbeit mit todkranken Patienten entwickelt haben, finde ich beeindruckend. „Ich sage mir oft: die Realität des Todes mag uns zerstören, aber die Vorstellung vom Tod kann uns retten. Es bringt die Erkenntnis auf den Punkt, dass wir nur eine Chance zu leben haben und deshalb in Fülle leben und am Ende möglichst wenig bedauern sollten. Meine Arbeit mit den Todkranken brachte mich schrittweise dazu, gesunde Patienten mit ihrer Sterblichkeit zu konfrontieren, um ihnen dadurch zu helfen, ihre Lebensweise zu ändern. Oft bedeutet dies einfach, den Patienten zuzuhören und ihnen ihre begrenzte Lebenszeit bewusster zu machen.“ (S. 344) Trotz teilweise ernster Themen handelt es sich bei diesem Buch jedoch nicht um eines, das einen bedrückt zurück lässt, wenn man es beendet hat. Vielmehr fühlt man sich durch erhellende Gedanken angeregt, sie weiter zu denken. Ein kleines Buch mit großem Inhalt und für mich ein Highlight in diesem Jahr.

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