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Rezension zu
Vergeltung

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Beeindruckender historischer Roman

Von: Patricia Nossol
17.12.2020

„ Der Großteil des Romans wurde während der Covid-19-Pandemie geschrieben. Vier Stunden jeden Vormittag, sieben Tage die Woche, vierzehn Wochen lang zog ich mich in mein Arbeitszimmer zurück und schloss die Tür - ein Lockdown innerhalb des Lockdowns.“ (Robert Harris aus Danksagungen zu „Vergeltung“ ) Herausgekommen ist ein temporeicher und fesselnder historischer Roman der Spitzenklasse, eben ein echter Harris! Die Geschichte beginnt im November 1944, als das Deutsche Reich vor der Niederlage steht. Verzweifelt versuchen die Deutschen das Blatt durch den Einsatz einer neuen tödlichen Wunderwaffe noch zu wenden. Tausende V2 Raketen mit tonnenschweren Sprengstoff sollen auf England niedergehen. Die Flugkörper, die mit einer Geschwindigkeit von über 5000 Stundenkilometern unterwegs sind, benötigen nur 320 Sekunden bis London. Sie sind vom Radar nicht zu orten, schlagen lautlos und ohne Vorwarnung ein. Der Herr über die V2 Raketen ist Ingenieur Rudi Graf, der mit seinem Freund Wernher von Braun davon träumte, eines Tages eine Rakete zum Mond zu schießen. Längst sind die einstigen Illusionen in weite Ferne gerückt. Rudi koordiniert von Holland aus die Technik über die Abschüsse der V2 Raketen. Bezüglich eines Sabotageverdachtes erscheint ein Führungsoffizier der SS und schaut Graf genauer auf die Finger. In einem zweiten Handlungsstrang kommt Kay Caton-Walsh ins Geschehen. Sie ist Offizierin im Frauenhilfsdienst der britischen Luftwaffe und wird mit einigen anderen Frauen von Belgien aus die mobilen Startplätze der V2 Raketen ausfindig machen und zerstören. Wie das Schicksal so will, werden Kay und Rudi eines Tages aufeinandertreffen. Das Buchcover fällt ins Auge und vermittelt einen ersten Eindruck von der Lektüre. Schon nach wenigen gelesenen Seiten kann ich mich dem Geschehen kaum noch entziehen. Wieder hat mich Harris in Nullkommanix geködert. Mit seinem intelligenten, lebendigen Schreibstil schafft er eine atemberaubende Atmosphäre. Ich bin begeistert, wie detailliert der Autor reale historische Fakten und Örtlichkeiten in seine fiktive Story einbettet. Bilder entstehen im Kopf und werden gedanklich zu einem Film. Die Charaktere sind mit Fingerspitzengefühl ausgearbeitet. Sie gewähren Einblicke in ihr Privatleben und lassen den Leser an ihren Gefühlen und Gedanken teilhaben. Rudi ist fachlich eine Koryphäe, doch es fällt ihm immer schwerer, seinem Land zu dienen. Er weiß, dass der Krieg verloren ist und möchte dem Wahnsinn ein Ende setzen. Ihm gegenüber steht Kay, eine junge intelligente Frau, die einen Raketeneinschlag live miterlebt hat. Auch sie arbeitet mit großem Ehrgeiz daran, den Feind zu entwaffnen. Neben den fiktiven Figuren lässt Harris auch bekannte historische Personen, wie SS General Hans Kammler oder Wernher von Braun, in seiner Geschichte agieren. Damit schafft er Realitätsnähe. Seine exzellent recherchierte Rahmenhandlung rund um die V2 Rakete finde ich megainteressant. Wieder etwas dazugelernt. Zudem überzeugt der Roman durch einen hohen Unterhaltungswert und dürfte damit die breite Thriller-Leserschaft erreichen. Ich mag diesen britischen Autor, der die Kunst des Schreibens meisterlich beherrscht und empfehle sowohl „Vergeltung“, als auch seine anderen Bücher wie z.B. „Vaterland“ „München“ oder „Konklave“ gern weiter.

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