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Rezension zu
Dorfroman

Wenn die Herkunft haften bleibt

Von: Christian von dieseitenschneider
12.12.2020

Eine sehr schöne und detailverliebte Mentalitätsgeschichte des alten Westdeutschland legt uns Christoph Peters mit seinem DORFROMAN vor. Er beschreibt darin sowohl sein Coming of Age in der Provinz der 1970er-Jahre, wie auch seinen Blick zurück auf jene Kindheitsereignisse, an die er, nunmehr seit vielen Jahren in Berlin lebend, uns während eines Besuchs bei seinen Eltern erinnert. Eine herzlich unbarmherzige Zeit damals im fiktiven Hülkendonck, als die meisten Dörfer am Niederrhein geprägt waren von der Topografie bäuerlicher Milieus und den Existenzkämpfen seiner Betriebe, von der Strenge des Katholizismus und dem Beginn einer hochpolitischen Phase der BRD. Auch die Ereignisse um die gigantische Investitionsruine des „Schnellen Brüters“ in Kalkar, und die damit verbundenen Heilsversprechen der Atomindustrie, spielen eine zentrale Rolle im Buch, verliebt sich der Protagonist doch in die sechs Jahre ältere Anti-AKW-Aktivistin Juliane und erlebt erst unter ihrem Eindruck seine politische Bewusstseinswerdung. Immer respektvoll, sehr warmherzig und in stets richtigem Ton führt Peters durch diverse Etappen seines Lebens und muss sich schlussendlich mit der Frage konfrontiert sehen, ob seine Wurzeln und seine Verantwortung ausreichen, das Vergangene noch einmal gegen die Großstadt einzutauschen. Mich hat der Roman oft an Willi Achtens "Die wir liebteb" erinnert, ebenfalls einer meiner Favoriten in diesem gebrauchten Jahr 2020. Denn genauso wunderbar ist es auch Peters in "Dorfroman" gelungen, biografische Brüche und Ambivalenzen sichtbar zu machen, einen guten Sound für den Wechsel zwischen Gestern und Heute zu treffen, und geschickt mit Rückblenden zu spielen. Eine nachdrückliche Empfehlung für Leser*innen politisch geprägter Coming-of-Age-Geschichten!

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