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Rezension zu
How To Be an Antiracist

Sehr inspirierend aber schwere Kost!

Von: elena_liest
24.11.2020

"Wer wirklich antirassistisch ist, ist auch feministisch. Wer wirklich feministisch ist, ist auch antirassistisch. Antirassistisch (und feministisch) sein heißt, die verschiedenen Race-Gender-Kategorien auf eine Ebene zu stellen und die Ungleichheiten zwischen diesen in der Politik des Gender-Rassismus zu erkennen." - Ibram X. Kendi, "How to be an Antiracist" Ibram X. Kendi setzt sich in seinem Buch "How to be an Antiracist" mit rassistischer Politik bzw. strukturellem Rassismus auseinander, aber auch mit individuellem Rassismus. Er nimmt die Lesenden mit in die verschiedensten Bereiche, in denen Rassismus auftritt, macht aber auch vor dem Zusammenspiel zwischen Rassismus und Kapitalismus, Rassismus und Sexismus sowie Rassismus und Homophobie nicht halt. Das Buch setzt sich aus persönlichen Erzählungen des Autors sowie die Einordnung seiner Erfahrungen in einen größeren Kontext des Rassismus zusammen. Als Leser*in kann man aus diesem Buch sehr viel mitnehmen. Es ist sehr, sehr komplex, lässt kaum ein Thema aus (was oft schwer erträglich war - aber so wichtig!) und gibt so einen wirklich gelungenen "Fahrplan" an die Hand, an dem man sich auf dem doch häufig sehr schweren Weg von der*dem Rassist*in zu der*dem Antirassist*in entlanghangeln kann. Gerade die Kapitel zu Feminismus und Gender waren für mich besonders interessant und heben nochmals hervor, wie wichtig Intersektionalität hier ist. Der Autor stellt seine Aussagen vorwiegend im Bezug auf die USA, die meisten Themen kann man aber problemlos auch auf Deutschland anwenden und so einige Denkansätze auf die eigenen Lebensumstände herunterbrechen. Das Buch ist ein Weckruf, das "Krebsgeschwür" Rassismus in sich selbst zu entdecken und Stück für Stück selbst zu entfernen. Genau so beschreibt es der Autor auch in seinem Buch. Er entkoppelt Rassismus mit weiß-sein und verfährt so auch etwa mit Sexismus und Homophobie. Er "diagnostiziert" bei sich selbst den Rassismus und geht dagegen an und nimmt die Leser*innen dabei durch sein Leben mit. Man muss aber beachten: das Buch eignet sich definitiv nicht für Menschen, die sich zuvor noch nie mit dem Thema Rassismus auseinander gesetzt haben. Dafür setzt es einfach zu viel Vorwissen voraus und ist auch zu weitgreifend und schwer verständlich. Man muss sich für die verschiedenen Kapitel und Themen viel Zeit nehmen, um sie verstehen zu können und einen Mehrwert daraus zu ziehen. An der ein oder anderen Stelle wühlt der Autor mir persönlich zu viel in seiner eigenen Geschichte. Ich hätte mir teilweise weniger Informationen aus seinem Leben und mehr allgemeine Informationen oder einfach etwas konkretere Aussagen gewünscht. So gingen manche Themen für mich fast im Gewühl aus Selbstreflexion und Anekdoten unter. Für meinen Geschmack wären wohl etwas kürzere und knappere Kapitel idealer gewesen, außerdem hat mich die Fülle an Fußnoten und Quellen (über 500) doch auch eher erschlagen als neugierig auf weiterführende Literatur gemacht. Insgesamt möchte ich "How to be an Antiracist" mit den oben genannten Einschränkungen empfehlen. Es ist wichtig, augenöffnend und sehr umfangreich. Wer schon einiges an Informationen zum Thema Rassismus gesammelt hat und noch tiefer in die Thematik einsteigen möchte, sollte hier definitiv einen (langen!) Blick rein werfen. Zum Schluss noch eine kleiner Apell an die Verlage: In "How to be an Antiracist" wurde die männliche und weibliche Form verwendet. Es ist von "Antirassistinnen und Antirassisten" die Rede. Das finde ich toll und ist ein sehr guter Anfang! Zukünftig würde ich mir aber wünschen, dass (mal abgesehen davon, dass für mich Gendern ÜBERALL ein Muss ist) das Gender-* genutzt wird, um auch weitere Geschlechter und Geschlechtsidentitäten typografisch sichtbar zu machen und vor allem auch anzusprechen.

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