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Rezension zu
Aller Anfang fällt vom Himmel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Rückkehr ins Leben

Von: gela_HK
09.11.2020

Eigentlich will Korbinian nur seine Ruhe, einen geregelten Alltag. Doch als er aus einer Laune heraus, der kranken Obdachlosen vor dem Supermarkt etwas zu Essen gibt, verändert sich für ihn so einiges. Die 17-jährige Billa folgt ihm und krank wie sie ist, kann er sie natürlich nicht auf die Straße setzen. Plötzlich wird seine kleine Welt gestört und ihm fällt nur seine Schwester Emilia ein, die ihm helfen könnte. Mit Ruhe und Ordnung wird es so schnell nichts mehr, denn auch Billas dubiose Freunde lassen nicht lange auf sich warten. Glücklicherweise gibt es noch Kneipenwirt Schiller, bei dem man ohne viel Worte verstanden wird. Veronika Peters macht auf leichte Weise auf ein gesellschaftskritisches Thema aufmerksam. Schon nach den ersten Seiten fragt man sich, wie man wohl selbst an Stelle von Korbinian gehandelt hätte. Wegsehen oder helfen? An wie vielen Personen ist man teilnahmslos vorbeigegangen, hat sich vielleicht sogar darüber geärgert, dass schon wieder jemand vor einem Kaufhauseingang sitzt. Auf die sehr warmherzig beschriebenen Charaktere wird das Hauptaugenmerk gelegt. Sehr sympathisch wird der alleinlebende Witwer Korbinian beschrieben. Er hat sich seit dem Tod seiner Frau völlig in seine kleine Welt zurückgezogen. Er merkt aber gar nicht, wie einsam er eigentlich ist. Sein selbst auferlegtes Verwahrlosungsprogramm hat mich erschreckt. Wenn man sich so stark an Regeln klammern muss, damit man überleben kann, dann ist das nicht mehr lebenswert. Die Nähe zu seiner Schwester tut ihm gut, auch wenn er es sich nicht eingestehen möchte. "Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Korbinian daran, Emilia spontan in den Arm zu nehmen. Weil das aber genau die Art von Gefühlsregung freisetzen konnte, die ihn womöglich die Fassung kostete, ließ er es bleiben und ging in den Flur, um Schuhe und Mantel anzuziehen." Das Bündel Mensch, was dort vor dem Kaufhaus sitzt, löst sich aus der Anonymität und bekommt einen Namen, eine Geschichte. Die 17-jährige Billa wird nicht plötzlich zum reizenden jungen Mädchen. Sie bleibt rebellisch, bockig und hat so ihre eigenen Ansichten, was Ehrlichkeit und Vertrauen angeht. Das Ausreißerkind wird aber mehr und mehr zu einer denkenden und emotional agierenden Person. Mein heimlicher Held in diesem Roman ist aber Kneipenwirt Schiller, der ruhig und gelassen Korbinian unterstützt und immer zum Reden da ist. Über Jahre hinweg hat er Korbinian beobachtet und instinktiv genau das Richtige getan. Aus einer langjährigen Gast/Wirt-Beziehung entwickelt sich eine enge Männerfreundschaft. Nicht alle Szenen wirkten auf mich glaubhaft und nachvollziehbar. Vieles lief zu glatt und wäre in der Realität mit mehr Schwierigkeiten verbunden. Aber die enthaltene Botschaft, sich mehr mit seinen Mitmenschen auseinanderzusetzen, die Augen offen zu halten und Manches hin und wieder zu hinterfragen, ist angekommen. Der Anfang "Kurz vor Schluss" und das Ende sind sehr gelungen aufeinander abgestimmt. Fazit: Ein gelungener Unterhaltungsroman mit Tiefgang.

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