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Rezension zu
Der dunkle Bote

Bizarre Mordserie im Wien der 20er

Von: Monika Caparelli-Hippert
31.10.2020

von Alex Beer Als Hörbuch erschienen 2019 bei Randomhouse Audio, gelesen von Cornelius Obonya August Emmerich, Kriminalinspektor bei „Leib und Leben“ und sein Assistent, Ferdinand Winter, ermitteln hier zum dritten Mal. Wir sind in Wien, 1920. Der Winter ist kalt, die Nachkriegszeiten sind hart, und Wien wird von Hunger, Arbeitslosigkeit und politischen Unruhen geprägt. Und zu alledem treibt ein Serienmörder sein Unwesen: Emmerich und Winter ermitteln in gleich mehreren Mordfällen, bei denen die Leichen bizarr zugerichtet und drapiert zurück gelassen werden. Auf dem Weg, einen gemeinsamen Nenner und damit den Täter und ein Motiv zu finden, werden die beiden mehrfach in die Irre geleitet, denn es scheint, hier geht der Leibhaftige um, auf einem ganz eigenem Rachefeldzug. Die bizarre Mordserie wäre schon für einen zeitgenössischen Thriller ein atemberaubender Stoff, aber vor dem Hintergrund der gerade erst aufkommenden modernen polizeilichen Ermittlungstechniken und der Spurensicherungsmethoden in den 20ern des letzten Jahrhunderts ist dieser Fall wieder mal ein extrem spannendes Lesevergnügen! Alex Beer lässt uns hier wieder ins historische Wien eintauchen, und erzählt gewohnt atmosphärisch dicht und mitreissend. Der Alltag der Wiener, und besonders der der ärmeren Bevölkerungsschichten und der der Frauen wird spannend beschrieben. A propos Frauen: mein feministisches Herz hat diesen Krimi geliebt, denn hier bekommen die Frauen eine Stimme. Geschickt eingebaut in die Ermittlungsarbeit lässt die Autorin die junge Reporterin Alma Lehner zu Wort kommen, die ein Buch über die Nöte der rechtlosen Frauen schreibt, und uns so einen Einblick darüber gibt, wie recht- und freudlos das Leben vor der Emanzipationsbewegung für Frauen sein konnte. Ein zweiter Erzählstrang betrifft Emmerichs Privatleben. Der totgeglaubte, im Krieg gefallen geglaubte Mann seiner Lebensgefährtin Luise ist schon im Vorgängerband wieder aufgetaucht, und hat Luise und die Kinder zu sich genommen. Emmerich ist verzweifelt, ist Luise doch die Frau seines Lebens, und Xaver ein vom Krieg zerstörter und verbitterter Mann. Und ein gefährlicher Mann, der der politische Umstürze plant und im Untergrund agiert……und hier fand ich es faszinierend, ganz nebenbei noch ein wenig Nachhilfeunterricht in Geschichte zu bekommen, denn ich muss zugeben, ich bin nicht wirklich bewandert in den Details der politischen Lage Österreichs und Europas zu Zeiten des 1 Weltkriegs und den Jahren danach. Ja, viel Stoff, viel Geschehnisse, viel Action, ein permanent hohes Spannungslevel, aber ein angenehmes Erzähltempo. Es ist niemals langweilig, aber trotzdem wird langsam genug mit viel Freude zum Detail erzählt. Ich mag den Stil einfach, auch wenn`s Richtung Showdown geht, vergaloppiert sich die Autorin nicht. Die beiden Hauptermittler liebe ich sowieso. Rauhbein Emmerich, ehemaliges Waisenkind und Kriegsversehrter, erinnert mich jedesmal wieder an Schimanski. Er legt sich die Rechtslage gern individuell aus und scheut vor Konfrontationen nie zurück. Muss man mögen – ich liebe ihn 😉. Und Winter, aus verarmten adligem Hause, wohlerzogen und ein wenig naiv, ist sein beruhigender Gegenpart. Aber wehe, man unterschätzt ihn – fataler Fehler, denn ohne seine Cleverness und Besonnenheit wäre Emmerich des öfteren aufgeschmissen. Okay, ich bin mittlerweile Fangirl. Ich will mehr von den beiden! Aber bitte als Hörbuch, denn ich habe noch keinen besseren Vorleser als Cornelius Obonya gehört. Ich muss es erneut sagen: das ist grosses Kino für die Ohren, wenn Obonya die Protagonisten zum Leben erweckt. Fazit: Bitte hören! Unbedingt!

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